Leichte Entspannung durch Regen

Brände schaden Putins Image

Die Moskauer konnten in der Nacht auf Mittwoch zumindest etwas aufatmen: Ein Regenguss hat Hoffnung gemacht, dass die Hitzewelle nun endlich abklingt. Die Lage rund um die Atomanlagen Russlands ist aber weiterhin unklar. Und die Kritik an Regierung und Behörden wird immer lauter.

Morgenjournal, 11.08.2010

Reinigender Regen

Auch wenn die Gefahr, die von den Waldbränden ausgeht, noch keineswegs gebannt ist: Für die Moskauer war es die erste kühlere Nacht seit langem. Ein starker Regenschauer erfrischte die Luft und reinigte sie zumindest etwas von Schadstoffen. Die Kohlenmonoxid-Konzentration liegt zwar immer noch über den erlaubten Werten, aber nicht mehr um das Sechsfache wie noch vor Tagen.

Kritik an Politik

Ministerpräsident Putin hat gestern den Moskauer Bürgermeister zu sich zitiert. Juri Luschkow wurde ja vielfach kritisiert, weil er erst spät in die smogverseuchte Hauptstadt zurückgekehrt ist. Laut jüngsten Umfragen sind die traditionell hohen Beliebtheitswerte der Führung etwas gesunken.

Image als Krisenmanager leidet

Ministerpräsident Putin wird in den Medien zwar unablässig als Krisenmanager dargestellt, doch die Bevölkerung hat das offenbar nicht wirklich überzeugt. Für die schlechte Ausrüstung der Feuerwehren, vor allem aber für die Verpachtung riesiger Waldflächen an inkompetente Geschäftsleute wird die Regierung verantwortlich gemacht. Unter Putin wurde die zentrale Forstverwaltung auf ein Zehntel ihres Bestandes reduziert. Um von diesen strukturellen Problemen abzulenken, sucht die Führung nun die Verantwortlichen in der Provinz. Was umso bemerkenswerter ist, als Putin als Präsident, aber auch jetzt als Ministerpräsident alles getan hat, um die Verantwortlichkeit der regionalen Behörden zu reduzieren.

4.000 Tote mehr als üblich

Dazu kommt ein Glaubwürdigkeitsproblem: Offiziell war lange Zeit von mehr als 50 Toten die Rede. Doch die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti zitierte jüngst eine nicht näher genannte offizielle Quelle, wonach allein in Moskau im Juli dieses Jahres 14.340 Menschen gestorben sind; das aber bedeutet einen Anstieg der Todesfälle um das anderthalbfache gegenüber dem Vorjahr.

Gefahr Radioaktivität besteht weiter

Trotz dieser unklaren Informationslage: Die Situation rund um die von den Bränden gefährdeten Atomanlagen scheint sich zumindest zu verbessern: Die Anlage Majak, unweit der Stadt Osjorsk, sei nicht in Gefahr, sagte eine Sprecherin des Katastrophenschutzministeriums. Greenpeace allerdings warnt vor einer Verharmlosung. Die radioaktive Gefahr in Russland sei weiterhin groß, meint die Umweltorganisation, und nennt mindestens noch zwanzig Brandherde in radioaktiv verseuchten Gebieten.