Groß, räuberisch und dennoch bedroht

Rote Listen Tiere: Heuschrecken

In den "Roten Listen der gefährdeten Arten" spiegeln sich der Wandel der offenen Landschaft und die Überdüngung deutlich wider, meint der Münchner Zoologe und Evolutionsbiologe Josef Reichholf in seinem Buch "Ende der Artenvielfalt?"

Verschwunden seien insbesondere Arten, die magere, offene und sonnige Biotope brauchen. Sonnig hätten es beispielsweise auch gerne etliche Heuschrecken-Arten, schildert in der heutigen Folge zum Internationalen Jahr der Biodiverstität der Zoologe Klaus Peter Zulka vom Umweltbundesamt in Wien - ein relativ hoher Prozentsatz der Heuschrecken ist hierzulande gefährdet:

"In Österreich leben knapp 130 Heuschrecken-Arten - fünf dieser Arten sind bereits als ausgestorben geführt; insgesamt sind 38 Prozent der Arten als gefährdet eingestuft. Das liegt daran, dass viele Heuschrecken-Arten an Trockenrasen und Halbtrockenrasen gebunden sind und v.a. im pannonischen, warmen Osten Österreichs leben. Sie haben dort früher von der extensiven Beweidung profitiert - solche Trockenrasen sind aber inzwischen oft verschwunden oder wachsen immer mehr zu, weil die Weidewirtschaft auch inzwischen längst aufgegeben wurde. Die dichte Grasnarbe macht es unmöglich, dass wärmeliebende Arten ausreichend Sonnenstrahlen bekommen. Zusätzlich werden diese Steppenrasen aus der Luft mit Stickstoff immer mehr aufgedüngt und werden dadurch immer dichter. Manche Arten haben Refugien auf Truppenübungsplätzen gefunden (z.B. im Steinfeld): bspw. die Heideschrecke oder die Pferdeschrecke. Bemerkenswert ist auch die Große Sägeschrecke - das ist eine Heuschrecke mit über zehn Zentimetern Länge, die sich im Gegensatz zu anderen Heuschrecken nicht von Gras und Laub ernährt, sondern von anderen Heuschrecken. Restvorkommen dieser Art liegen entlang der Thermenlinie und in den Hainburger Bergen. Diese Art ist in den Roten Listen als gefährdet eingestuft."