Vorläufige Entwarnung für Österreich

Neues Superbakterium: Ein Toter in Europa

Bisher ein Todesopfer in Europa hat das letzte Woche bekanntgewordene Superbakterium aus Indien gefordert, das gegen Antibiotika unempfindlich ist. In Belgien starb ein Mann, der sich in Pakistan einer Operation unterzogen hatte. Wie weit und wie schnell sich der Erreger weltweit ausbreiten kann ist noch nicht absehbar. In Österreich bleiben die Experten bisher gelassen.

Mittagsjournal, 16.08.2010

Nur zwei Antibiotika wirksam

Nur zwei der bekannten Antibiotika seien gegen das Bakterium mit dem Enzym NDM1 wirksam, sagen britische Experten, die letze Woche in der Fachzeitschrift "Lancet" Alarm schlugen. Der Erreger sei durch Schönheitsoperations-Touristen aus Indien nach Europa eingeschleppt worden.

Indien wehrt sich

Die indische Regierung wehrt sich indessen: Das mit der Resistenz gegen Antibiotika in Zusammenhang gebrachte Plasmid komme in der Umwelt vor, und könne in den Eingeweiden von Menschen und bei Tieren ganz allgemein nachgewiesen werden. Man könne sich auf der ganzen Welt mit dem Bakterium infizieren, sagen die Inder.

Entwarnung für Österreich

Für Österreich sehen Experten wie der Infektionsspezialist vom Wiener AKH Wolfgang Graninger wenig Gefahr, dass sich solche hartnäckigen und resistenten Bakterien ausbreiten, denn hierzulande seien Ärztinnen und Ärzte nicht so freizügig mit dem Verschreiben von Breitband-Antibiotika.

Auch Behandlungserfolge

Dass es auch mit den bestehenden Mitteln Behandlungserfolge geben kann, beweist ein weiterer Fall aus Belgien. Dort wurde ein Mann, der sich nach einer Operation in Montenegro mit dem NDM1-Bakterium infiziert hatte erfolgreich mit den Antibiotika Tigezyklin und Colistin behandelt.

Quarantäne bester Schutz

Sollte es trotz allem in Österreich zu NDM 1- Fällen kommen hätten die Spezialisten des AKH Wirkstoffe parat, die aber zum Teil nicht gut verträglich seien, und daher nur sehr sparsam zum Einsatz kämen. Die Bakterien selbst seien seit langem bekannt und hätten nun lediglich gelernt, NDM1 zu produzieren.

Der beste Schutz im Fall des Falles sei eine
konsequente Quarantäne. So sollten etwa heimgeholte Kranke, die zuvor in Ländern behandelt wurden, die für einen freizügigen Umgang mit Antibiotika bekannt sind, vorsorglich isoliert werden.