Hypothekenbanken Fannie und Freddie vor Reform
USA: Traum vom Eigenheim vor dem Aus?
Die beiden Hypotheken-Banken Fannie Mae und Freddie Mac haben über Jahrzehnte hinweg den Traum der US-Amerikaner vom eigenen Haus finanziert. 143 Milliarden Dollar haben die US-Steuerzahler zur vorläufigen Rettung der beiden Institute aufbringen müssen. Bei der großen Finanzreform wurden sie ausgeklammert. Erst jetzt, fast zwei Jahre nach der Verstaatlichung, wird ihre Reform diskutiert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.08.2010
US-Traum vom eigenen Haus
Das eigene Haus ist fixer Bestandteil des amerikanischen Traums. Zur Finanzierung dieses Traums haben Politik und Wirtschaft tief in die Trickkiste gegriffen. Jahrzehntelang ist das gut gegangen: bis zum Absturz des US-Häusermarktes und der folgenden Finanzkrise.
Mit 143 Milliarden Dollar Steuergeld gerettet
Getragen habe das Experiment Fannie Mae und Freddie Mac, zwei Hypotheken-Banken, die mit staatlicher Garantie im Rücken amerikanischen Häuslbauern und -käufern günstige Kredite - besichert durch ebendiese Häuser - ermöglicht haben. Gleichzeitig haben sie damit den privaten Banken, zu deren ungeteilter Freude, das Risiko abgenommen. Diese beiden Institute mussten mit 143 Milliarden Dollar Steuergeld gerettet werden. Bis zu 389 Milliarden könnten es in den nächsten zehn Jahren noch werden, so die Budget-Experten des US-Kongresses.
Von Finanzreform ausgeklammert
Ganze 98 Prozent aller mit Immobilien besicherten Kredite wurden im Vorjahr über Fredie und Co abgewickelt - allein die schiere Dimension der Misere hat zum Entschluss geführt, das ganze Thema bei der Finanzreform auszuklammern und separat anzugehen. Dabei ist die Ausgangslage ist quer durchs Land unbestritten: So wie´s war kann es nicht weitergehen, sagt auch Finanzminister Timothy Geithner: "Fannie und Freddie werdennicht in die alte Rolle zurückkehren, als sie den privaten Firmen Marktanteile weggenommen und gleichzeitig von der Regierung Unterstützung bekommen haben."
Regierung vorsichtig geworden
Was kann und was will sich der Staat künftig leisten, um seinen Bürgern den Traum vom Eigenheim zu ermöglichen? Es ist ein heikles Thema, dem sich der Finanzminister nur vorsichtig nähert: "Es geht jetzt darum, ob die Regierung eine Form von Garantie oder Risikoversicherung gegen Verluste bereitstellen muss, damit Bürger in Zukunft günstiges Geld bekommen, um ein Haus zu kaufen - auch während einer tiefen Rezession."
Kein Eigenheim mehr für jeden US-Bürger?
Am Traum von den eigenen vier Wänden zu kratzen, das ist für US-Politiker ungefähr so empfehlenswert wie in Österreich eine Diskussion über die Besteuerung 13. und 14. Monatsgehälter, doch das Rütteln am Tabu beginnt: Barney Frank Demokrat aus Massachusetts, früher ein Förderer von Fannie und Freddie, will jetzt beide Institute abschaffen und hält den Traum vom Eigenheim für alle für ausgeträumt: "Ich bin dagegen, dass jeder ein Hausbesitzer sein soll. Es gibt Leute in unserer Gesellschaft, die aus wirtschaftlichen Gründen keine Hausbesitzer sein sollten."
Unter staatlicher Kontrolle
Ungewöhnliche Töne aus den Reihen der Demokraten. Seit zwei Jahren kontrolliert der Staat Fannie und Freddie, die New York Times schreibt von "Zwei Zombies, die uns noch eine zeitlang begleiten werden". Auch die Wirtschaftsexpertin Susan Wachter, Mitglied in der Reformgruppe des Finanzministers, warnt vor übereilten Reformschritten: "Wir können sie nicht einfach zerlegen, solange dadurch der Häusermarkt wieder ins Nichts rasseln könnte. Es muss erst Ersatz für Fannie und Freddie her. Daher sind wir in der schwierigen Lage in großer Höhe zu fliegen und gleichzeitig das Flugzeug umbauen zu müssen."
Reservetopf um Verluste abzudecken
Genau aus diesem Grund scheint derzeit keine Lösung ganz ohne Staat und nur privat in Sicht. Überlegt wird, privaten Firmen eine staatliche Unterstützung in Aussicht zu stellen, um Kredite für einkommensschwächere Familien günstiger zu machen. Die Banken sollen dann einen Teil ihrer Zinsen als Gebühr wieder abgeben, dieses Geld soll in einen Reservetopf fließen, aus dem Verluste durch eine neuerliche Immobilienkrise abgedeckt werden könnten.
Kredite werden sicher teurer
Dennoch würden Kredite für Normalbürger dadurch teurer und schwerer zu bekommen sein - und der Traum vom Eigenheim für viele Menschen ein Traum bleiben. Was immer für eine Lösung kommen mag, schlussfolgert die New York Times, es wird eine schmerzvolle sein.