Auf der Suche nach dem Nachlass
Die Kisten des Wolfgang Bauer
Wolfgang Bauer, wer war das? Ein wilder Hund, ein neuer Nestroy? Vor fünf Jahren durfte der Grazer Dramatiker das letzte Mal wild sein, denn da starb er nach etlichen Herzoperationen. Aber so wirklich tot ist Wolfgang Bauer noch lange nicht.
8. April 2017, 21:58
Die Witwe Heidi Bauer erinnert sich an die Ereignisse rund um die Verleihung des Großen Staatspreises für Literatur an Wolfgang Bauer.
Die Kisten, die das Leben füllt
In einem dreistöckigen Haus aus der Gründerzeit, im 3. Stockwerk, mit Blick auf den gutbürgerlichen Kaiser-Josef-Platz und die Grazer Oper, lebt Heidi Bauer, die Witwe des Autors. Schaut man aus ihrem Wohnzimmerfenster, erlebt man Graz von der beschaulichsten Seite. Dreht man sich jedoch um, steht man vor einigen unscheinbaren Umzugskartons.
Heidi Bauer hortet in ihnen jedoch einen kleinen Schatz, der die Herzen von Literaturliebhabern höher schlagen lässt. In gestreiften Pappkartonkisten ist die Hinterlassenschaft des Autors zu finden. Auf jeder Kiste pickt eine Etikette mit Aufschrift. "Stücke", "Bilder", "Geschenke" zum Beispiel. Seit fünf Jahren schlummert in den Kisten der Nachlass von Wolfgang Bauer vor sich hin. Zeit, dass er gehoben wird.
Der Staatspreis im Karton
Die Utensilien reichen von den wilden 1960er Jahren, in denen Wolfgang Bauer gegen das bürgerliche Graz angekämpft hat, bis hin zu Stücktexten und Fragmenten aus den renommierten Jahren, in denen halb Graz den Autor zumindest vom Bild her kannte. Die Menschen hier hatten eine Meinung von dem Autor. Für die einen blieb er ein Leben lang sehr distanziert "der Bauer", für andere wurde er zum "Magic Wolfi".
Wolfgang Bauer polarisierte ein Leben lang, Hauptsache kein Durchschnitt. Eines sollte man aber bei aller Polemik niemals vergessen: Wolfgang Bauer war 1970 und 1971 der am meisten gespielte Gegenwartsautor in Deutschland. Mit den Stücken "Magic Afternoon" und "Change" erlangte er kurzzeitig Weltruhm.
Mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur (1994) bekam der Autor die größte Auszeichnung, die die Republik an Künstler vergeben kann. Die Urkunde befindet sich übrigens auch in einer der Kisten.
Auch Nancy Reagan ist dabei
Zurück zu den Kisten: Da der Künstler über vier Jahrzehnte in ein und derselben Wohnung lebte, ging auch in den wilden Jahren nicht viel "verloren". Das freute zum einen die Literaturwissenschaftler, die einen großen Teil seiner Werke für die Wiener Stadt- und Landesbibliothek im Rathaus sowie im Franz-Nabl-Institut der Universität Graz sicherten.
Wahre Schätze blieben jedoch bei Heidi Bauer zurück, die sie nun in den Kisten aufbewahrt. Eine Ansichtskarte aus Kalifornien zum Beispiel, von einem Freund an den Dichter geschickt, auf der Nancy Reagan abgebildet ist, oder ein chinesisches Orakel, das der Dichter immer dann befragte, wenn wichtige Entscheidungen ins Haus standen. Nicht zu vergessen, die Bilder, die der Maler Wolfgang Bauer schuf. Unzählige Selbstporträts zum Beispiel, oder Aktstudien, die durchaus auch Bauers Talent als Maler zeigen.
Und was ist das?
Aber die Kisten alleine können ja leider nicht reden, also fragte ich die Grazerinnen und Grazer, ob sie sich noch an Wolfang Bauer erinnern können, sowie Künstlerfreunde von früher. Für die Weggefährten borgte ich mir bei Heidi Bauer einige Fundstücke aus, mit denen ich sie konfrontierte.
Mit dabei sind Literaturwissenschaftler Kurt Bartsch, Bauer-Schauspieler Gerhard Balluch, Forum Stadtpark Mitbegründer Wilhelm Hengstler sowie Kumpel und Autorenkollege Günter Eichberger. Und natürlich immer wieder Heidi Bauer, die über die Kisten und ihren Mann einiges zu erzählen hat. Ach ja, eines noch: Es gibt ein ganz bestimmtes Fundstück, das sehr gut zum Herrn Bauer passt, jedoch keiner der Befragten erriet, um was es sich denn hierbei handelt. Die Auflösung zum Bauer-Rätsel gibt Heidi Bauer am Schluss der Sendung.
Service
Wikipedia - Wolfgang Bauer