Fleischverzicht aus ethischen Gründen
Vegetarier sehen mehr den Menschen im Tier
Eine Untersuchung von Sozialpsychologen der Universität Bonn kam zu dem Ergebnis, dass Vegetarier Tieren die Fähigkeit zu höheren Emotionen zutrauen, wogegen Fleischesser nicht daran glauben. Es wird nun untersucht, ob Vegetarier ihre Meinung ändern, wenn sie wieder mit dem Fleischessen beginnen.
8. April 2017, 21:58
Schwein versus Hund
In mehreren Untersuchungen ließen die Forscher ihre Probanden - Vegetarier wie Fleischesser - auf einer Skala angeben, wie sehr Emotionen zu Mensch und Tier oder aber nur zum Menschen gehören. Abgefragt wurden dabei einerseits angeborene Primäremotionen wie Angst und Wut, andererseits höhere Gefühle wie Melancholie oder Schuldbewusstsein.
Modelltiere waren zum einen das Schwein als Beispiel eines typischen Fleischlieferanten, zum anderen der Hund, der als "bester Freund des Menschen" in unserem Kulturkreis nicht verzehrt wird. Es zeigte sich, dass Fleischesser nicht glauben, dass Schweine zu höheren menschlichen Gefühlen fähig sind. Bei Hunden denken sie dies schon eher. Vegetarier glauben hingegen, dass beide Arten zu diesen Emotionen fähig sind.
Für die Forscher ist das ein Beweis dafür, dass die Haltung der Menschen in dieser Frage vorwiegend durch die Nutzung bestimmt ist. Fleischesser seien von einem vernunftorientierten Konzept menschlicher Einzigartigkeit geleitet, das Tieren gewisse Eigenschaften abspricht.
Meinungsänderung durch Fleischessen?
Es ist noch nicht geklärt, ob es das Mitgefühl für Tiere ist, das Menschen zu Vegetariern macht. Die in der Untersuchung am häufigsten genannten Gründe für Fleischverzicht sind ethische Bedenken, die aber meistens nicht näher bestimmt werden.
Die Bonner Sozialpsychologen wollen daher als nächstes untersuchen, ob Vegetarier ihre Meinung zur Gefühlswelt der Tiere ändern, sobald sie wieder mit dem Fleischessen beginnen. Wichtig könnten die Ergebnisse für das Verständnis sein, warum Menschen auch Randgruppen der Gesellschaft Emotionen absprechen.
Service
Studie der Universität Bonn - Pressetext