Regierung setzt auf nachhaltiges Wachstum

Japan in der Deflation

Notenbank-Chefs aus aller Welt kommen zu ihrem jährlichen Treffen zusammen, um über die Entwicklung des Geldmarktes zu beraten. Es gibt Anzeichen, dass es mit der Konjunktur wieder bergab gehen könnte und die Notenbanken verstärkt einzugreifen müssen. In Japan sucht man nach Mitteln, den stotternden Konjunkturmotor wieder in Schwung zu bringen.

Mittagsjournal, 26.08.2010

Teufelskreis

Japans Wirtschaft hat derzeit mit zwei Problemen zu kämpfen: mit dem Höhenflug des Yen, der die Exporte immer teurer macht und mit dem Teufelskreis der Deflation.

Seit 17 Monaten in Folge fallen die Verbraucherpreise. Gleichzeitig geht die Nachfrage zurück, weil die Konsumenten damit rechnen, dass die Preise noch weiter fallen. Die Unternehmen verdienen weniger, halten sich mit Investitionen zurück und bauen auch Arbeitsplätze ab. Das wiederum bremst den Konsum weiter.

Ursprung in den 1990er Jahren

Japan befindet sich in einer Deflation. Begonnen hat diese Entwicklung mit dem Platzen einer Immobilienblase in den 1990er Jahren, erklärt Erste Bank-Analystin Miltred Hager: "Es haben sich Überkapazitäten in der japanischen Wirtschaft gebildet. Das hat zu einem Absinken der Preise und Löhne geführt."

Mit nachhaltigen Projekten gegensteuern

Hinzu kommt die Überalterung der japanischen Gesellschaft. Es gibt nicht genug kaufkräftige junge Menschen. Japan hat nicht viele Möglichkeiten, auf diese Entwicklung zu regieren, sagt Hager. Ein bewährter Weg wäre es, die Zinsen zu senken und damit Investitions-Kredite günstiger zu machen. Doch der japanischen Notenbank sind die Hände gebunden, weil sich der Leitzins bereits nahe Null befindet. Deshalb setzt die Regierung auf nachhaltiges Wachstum und Investitionen in Forschung und Entwicklung, sagt Japan-Expertin Hager.

Zu hoher Wechselkurs

Der Höhenflug der Landeswährung Yen ist das zweite große Problem. Derzeit ist der Wechselkurs des Yen zum Dollar so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Das belastet die extrem exportorientierte japanische Wirtschaft, denn Waren aus Japan werden immer teurer. Schuld am starken Yen sind die derzeit sehr niedrigen Zinsen in den USA, erklärt Erste Bank-Analystin Hager: "Aus Sicht der Märkte hat der Dollar, verglichen mit dem Yen, an Attraktivität verloren."

Yen gegen US-Dollar verkaufen

Deshalb werden derzeit weniger Yen ins Ausland transferiert, das Angebot an japanischer Währung ist am Markt also kleiner und deshalb steigt der Preis. Einzige Möglichkeit dagegen vorzugehen wäre, dass die japanische Notenbank Yen gegen Dollar verkauft und damit Yen auf den Markt wirft. Dieser Schritt würde in Absprache mit der US-Notenbank geschehen. Gelegenheit dazu wäre beim Treffen der Notenbankchefs am Wochenende in Jackson Hole.