UNO-Berichtsentwurf durchgesickert

Kongo: Möglicherweise Völkermord an Hutus

Die Massaker an Hutus im Osten der Demokratischen Republik Kongo in den Jahren nach dem Völkermord in Ruanda, könnten als zweiter Völkermord in Zentralafrika eingestuft werden. Das legt der Entwurf eines Berichts der Vereinten Nationen nahe, der Tage vor der geplanten Veröffentlichung durchgesickert ist.

Abendjournal, 27.08.2010

Entwurf des Hochkommissars für Menschenrechte

Die ruandischen Streitkräfte und mit ihnen verbündete kongolesische Rebellen haben laut dem vorzeitig bekanntgewordenen Entwurf eines UN-Berichts in den 90er Jahren Massaker im Kongo begangen, die als Völkermord eingestuft werden könnten. Dabei seien Hacken und Äxte eingesetzt worden, mit denen Angehörige der Hutu getötet worden sein. Andere wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Über den Entwurf des Hochkommissars für Menschenrechte berichtete zuerst die französische Zeitung "Le Monde".

Meiste Hutu-Opfer im Kongo Frauen und Kinder

Sollte es zu einem derartigen Urteil kommen, dann wäre das ein schwerer Schlag gegen Ruandas Präsident Paul Kagame, der mit seinem heute vorbildlich funktionierenden Land ein Liebling der internationalen Geberländer ist. Seiner Regierung wird das Verdienst zugeschrieben, den Völkermord in Ruanda 1994 beendet zu haben. Dem Morden fielen mehr als eine halbe Million Tutsi und gemäßigte Hutu zum Opfer. Nach dem Völkermord flüchtete rund eine Million Hutu in den benachbarten Kongo, darunter auch Täter. Ruandische Truppen marschierten dem UN-Bericht zufolge im Kongo ein, Tausende Menschen wurden in UN-Flüchtlingslagern getötet. Nach Angaben der ruandischen Regierung suchten die Soldaten nach Tätern. Dem Berichtsentwurf zufolge waren die meisten Hutu-Opfer im Kongo aber Frauen und Kinder sowie Kranke und alte Menschen.

Noch Änderungen geplant

In dem Entwurf des Hochkommissars für Menschenrechte heißt es, die systematischen und weit verbreiteten Angriffe könnten von einem Gericht als Völkermord eingestuft werden. "Le Monde" schrieb, Kagame habe mit dem Abzug von Truppen von der Friedensmission in Darfur gedroht, sollte der Vorwurf des Völkermordes veröffentlicht werden.

UN-Sprecher Rupert Colville sagte am Freitag in Genf, er sei enttäuscht darüber, dass der Entwurf im Voraus bekanntgeworden sei. Bis zur Veröffentlichung des 546-seitigen Berichts, die in der kommenden Woche vorgesehen ist, seien noch einige Änderungen geplant. Welcher Art diese Änderungen seien, sagte er nicht.