Jahrestag der Martin-Luther-King-Rede
Glenn Back - Prediger der Rechten
Fernsehmoderator Glenn Beck ist für große Kreise zum Volkshelden geworden. Er belässt es nicht bei Fernseh-Gebet und rechten Sprüchen. Neben Hurra-Patriotismus und Frömmelei liefert er täglich die Theorie einer gottgegebenen und gottgewollten Überlegenheit Amerikas ins Haus. Und ausgerechnet zum Jahrestag der Martin-Luther-King-Rede hat er seine Anhänger zu einer großen Demonstration im Herzen Washingtons aufgerufen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 28.08.2010
"Obama hasst die Weißen"
Die USA als von Gott auserwähltes supremes Land – damit punktet der bienenfleißige Mann bei täglich 8 Millionen Radiozuhörern und mehr als 3 Millionen Fernsehzuschauern. Tendenz steigend. Auf dem Haussender der Republikaner, FOX News, versammelt Beck schon am Nachmittag mehr Seher als alle anderen Nachrichtenkanäle zusammen – und Beck weiß, was sein Publikum hören will: "Obama hat oft genug bewiesen, dass er die Weißen hasst", sagt Beck. "Er ist ein Rassist."
Soziale Gerechtigkeit = Kommunismus
Becks Lebenslauf passt wie angegossen zum Profil seiner Tiraden: Natürlich war der Mann einst Alkoholiker, natürlich war er ganz unten und ist nun ganz oben. Verschwörungstheorien dürfen da nicht fehlen – und so gibt der Mann durchaus Ratschläge, wie man mit seiner eigenen Kirche umzugehen habe. "Ich bitte sie", fleht Beck. "Wenn sie auf der Webseite ihrer Kirche die Worte 'Soziale Gerechtigkeit' oder 'wirtschaftliche Gerechtigkeit' finden – rennen sie davon so schnell sie können. Das sind Codewörter", sagt Herr Beck. "Wenn ihr Priester so was verwendet, suchen sie sich eine neue Kirche." Soziale Gerechtigkeit ist ein Codewort für Nazismus und Kommunismus, erklärt Beck weiter. So solle Amerika unterwandert werden. 8 Millionen Menschen hören's gerne und täglich in den USA.
Sex und Weinerlichkeit
Beck selbst ist Mormone. Er habe die Religion dereinst nur angenommen um mit seiner heutigen Frau schlafen zu können, erklärt der 42jährige. Sie hätte ihm den Geschlechtsakt verweigert solange er nicht eine Religion annehmen würde. Heute sei er froh, in dieser Kirche zu sein. Beck hat auch eine sanfte Seite. Regelmäßig weint er im TV, vor allem wenn es um das Schicksal seines gramgebeugten Heimatlandes Amerika geht. "So wie damals, nach 9/11", wimmert Beck, "da habe ich Euch gesagt: Ihr seid nicht allein".
Ausgerechnet am Martin-Luther-King-Jahrestag
Heute also der Auflauf in DC, den Beck unter den Titel "Restoring Honor“ gestellt hat, also die "Wiederherstellung der Ehre“. Laut Beck haben die USA irgendwo auf dem Weg ihre Ehrhaftigkeit verloren, und die Wiedererlangung derselben werden heute neben Beck auch Sarah Palin und andere Ikonen der Rechten beschwören. Dass er ausgerechnet am Jahrestag der Rede "I have a dream" von Martin Luther King und genau am Ort der Rede, dem Lincoln Memorial, diese Veranstaltung abhalte, das sei Gottes Wille, meint Beck. Er sei sich des Datums gar nicht bewusst gewesen, als er die Veranstaltung anmeldete. Daher – so schließt das Idol von Millionen weißen Konservativen messerscharf - sei die Terminwahl nicht Zufall, sondern Gottes Wille gewesen. Beck hofft auf mehr als 100.000 Teilnehmer in Washington.