Den Schwung aus dem Jubiläumsjahr mitgenommen

Jazzfestival Saalfelden zieht Bilanz

Das Jazzfestival Saalfelden, das am 29. August 2010 zu Ende gegangen ist, war in seinem 31. Jahr noch erfolgreicher als 2009. In 31 Konzerten im Kongresshaus, im Kunsthaus Nexus, aber auch auf Almen und dem Stadtplatz wurde wieder versucht herauszufinden, wo der Jazz heute steht, erprobte neue Spielarten und neue Formationen.

Kultur aktuell, 30.08.2010

Musikerinnen im Aufwind

Ein entscheidendes Merkmal heuer: Die Frauen sind dabei, sich eine Musik zu erobern, in der immer noch Männer den Ton angeben. Zum Beispiel die Pianistin Myra Melford mit ihrem Sextett, oder das Duo aus der Japanerin Satoko Fuji am Klavier und der schwedischen Geigerin Carla Kihlstedt: Frauen leiten eigene Ensembles, sie lassen aufhorchen, wagen ganz neue Töne.

Auch die deutsche Saxophonistin Ingrid Laubrock ist als Bandleaderin in Saalfelden, im Vorjahr wurde sie mit dem Jazzpreis des SWR ausgezeichnet, als Vorreiterin der Frauen-Power im Jazz fühlt sie sich allerdings nicht. Die Frage, ab der Jazz von Frauen anders klinge, diese Frage ist ihr sogar ein wenig unangenehm.

Auf mehr Erfahrung als Ingrid Laubrock blickt die Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier zurück; nur mit ihren langjährigen Partner, dem Geiger Mark Feldman, hat sie im Nexus gespielt, im Kongresshaus ist sie mit ihrem Quartett aufgetreten.

Energie-geladen

Die Big Band, die Orchester, sind in diesem Jahr in Saalfelden noch in männlicher Hand, aber es sind Frauen dabei, die auftrumpfen wie die Flötistin Nicole Mitchell, die im Exploding Star Orchestra nicht zu überhören ist.

Die Formation, vor fünf Jahren ins Leben gerufen, um ein musikalisches Porträt von Chicago zu zeichnen, bot einen der Höhepunkte des Festivals: mitreißenden, Energie-geladenen Jazz, aberwitzig vielfältig im Rhythmus, mit Musikern, die sich in ihren Impros als geistreich und fantasievoll erweisen: Es gefällt uns in Saalfelden, könnten wir nicht einmal hier Gastorchester sein? scherzte Bandleader Rob Mazurek. Großzügige Geldgeber sind gesucht.

Keine unrealistischen Pläne

Dass man beim Jazzfestival unrealistischen Plänen nicht nachhängt, dafür sorgt ab heuer Peter Donabauer; der neue Tourismuschef ist, wie sein Vorgänger, der Veranstalter des Festivals, das die lokale Wirtschaft in hohem Maß mitträgt. Noch schaut er als Newcomer auf die Veranstaltung und ist sichtlich stolz auf sein Intendanten-Duo, Michaela Mayer und Mario Steidl. Sie genießen auch weiterhin das uneingeschränkte Vertrauen des Veranstalters, aber Träume müssen eben Träume bleiben.

Textfassung: Ruth Halle

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