Das therapeutische Potential des Unbewussten
Hypnose
Als Hypnose wird das Verfahren zum Erreichen einer hypnotischen Trance bezeichnet. Die Trance ist der Zustand an sich, der durch eine veränderte Aufmerksamkeit in tiefer Entspannung gekennzeichnet ist.
8. April 2017, 21:58
Der Begriff Hypnose stammt von dem griechischen Wort für Schlaf - "hypnos". Diese Namensgebung ist allerdings irrtümlich entstanden, da man früher davon ausging, Menschen würden schlafen, wenn sie sich in einer hypnotischen Trance befinden. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Trance ist neben dem "Wach sein" und dem "Schlafen" ein dritter, überaus aktiver Bewusstseinszustand. Im Gegensatz zum Schlaf, in dem das Bewusste und das Unbewusste inaktiv sind, ist in der Trance nur das Bewusste ausgeschaltet. Das Unbewusste bleibt hingegen "wach" und ist empfänglich für Suggestionen, also Eingebungen, die die Gefühls- und Gedankenwelt entsprechend beeinflussen.
Die Infomappe zur Sendung im PDF-Format zum ausdrucken. Detaillierte Informationen zum Thema, Anlaufstellen, Buch-Tipps, Links und Adressen der Sendungsgäste.
Hypnose Online-Infomappe
Wie Hypnose funktioniert
Will man eine Trance mittels Hypnose induzieren, müssen vor allem die Außenreize ausgeschaltet werden. Denn während wir im Bewusstseinszustand verschiedene Reize gleichzeitig wahrnehmen, ist unsere Aufmerksamkeit im Trancezustand auf eine bestimmte Sache gerichtet. Eine Trance kann daher nur dann eingeleitet werden, wenn die zu hypnotisierende Person in der Lage ist, sich für längere Zeit zu konzentrieren, um einen Punkt zu fokussieren. Dadurch wird der Blick nach "innen", in das Unbewusste erleichtert und dem Geschehen in der Außenwelt nach und nach weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Vorgang führt schließlich in eine Entspannung, die sich allmählich zu einer Trance vertieft.
Wann Hypnose hilft
Mit Hypnose als Form der Psychotherapie ist es möglich, Störungen auf die Spur zu kommen. Dabei geht man davon aus, dass das Unbewusste über jene Ressourcen verfügt, die der hilfesuchende Mensch braucht, um sein Leben besser im Griff zu haben. Mit Ressourcen sind Talente, verborgene Fähigkeiten, das Temperament der jeweiligen Person oder Lösungsansätze gemeint.
So wird im Trancezustand versucht zu ergründen, warum zum Beispiel Süchte, wie Rauchen, Essstörungen oder Alkoholismus für einen Menschen notwendig sind und welche individuellen Möglichkeiten vorhanden wären, um das Problem zu bewältigen. Therapeutinnen oder Therapeuten geben dabei lediglich den Rahmen vor, um diese Spurensuche zu erleichtern. Vergleichbar mit Fremdenführern lotsen sie ihre Patientinnen und Patienten durch deren unbewussten Bereich und laden sie damit ein "hinzuschauen", ohne in das Geschehen aktiv einzugreifen.
Hypnose-Methoden
Es gibt verschiedene Methoden eine hypnotische Trance zu erzeugen. Bei der klassischen Hypnose wurden früher häufig Hilfsmittel eingesetzt, um die Konzentration auf einen Punkt zu erleichtern und um die nötige Monotonie zu erzeugen. Das Ticken einer Taschenuhr, Trommel-Rhythmen, rotierende Spiralscheiben, Pendel und ähnliches. Daher rühren auch die Erwartungen der meisten Menschen, bei einer Hypnosetherapie etwa mithilfe eines Pendels in Trance versetzt zu werden. Moderne ärztliche Hypnoseanwendungen sind jedoch wesentlich unspektakulärer. Es geht einfach darum einen Punkt zu fixieren, egal ob an der Zimmerdecke, den Wänden, am Boden oder am eigenen Körper.
Hypnose Ziele
Im Gegensatz zur den sanfteren, modernen Hypnosetechniken, basiert die klassische "autoritäre" Hypnose auf direkten Anordnungen in tiefen Hypnosezuständen. Dabei geht es in erster Linie darum, das Verhalten der Patientin oder des Patienten über Suggestionen zu ändern. Diese klassische Methode kommt kaum noch zur Anwendung. Heutzutage ist die üblichste Form einer ärztlichen Hypnose die indirekte, nicht bestimmende Methode nach Milton Erickson, einem 1980 verstorbenen US-amerikanischen Psychiater. Er ging davon aus, dass man Menschen therapeutische Heilungsprozesse nicht von außen suggerieren muss, sondern eher aus ihrem Fähigkeits- und Erfahrungsspeicher schöpfen sollte.
Die indirekte Methode basiert daher nicht auf Anordnungen, sondern auf einem sanften Hineinführen in die Trance und einem leicht anleitenden Heranführen an eine Problematik.
Indikationen
Hypnose kommt vor allem in der Psychotherapie zur Anwendung.
Erfolg verspricht die Hypnosetherapie bei allen Störungen an der Schnittstelle von Psyche und Körper. Z.B. bei psychosomatischen Beschwerden, wie etwa medizinisch abgeklärten Magenschmerzen, die immer nur bei Aufregung auftreten.
Hypnosetherapie ist außerdem hilfreich beim Burnout-Syndrom, Depressionen, allen Arten von Süchten, Angstzuständen oder in der Behandlung akuter, wie auch chronischer Schmerzen. Hypnose kann bei Sprachstörungen, Bettnässen, zur Steigerung des Selbstwertgefühls, zum Stressabbau oder bei Schlafstörungen einsetzt werden. Sie findet ihre Anwendung bei Geburten, in Zahnarztpraxen zur Angst und Schmerzbewältigung und in seltenen Fällen sogar bei Operationen anstatt einer Narkose.