Feier in Berlin
20 Jahre Einigungsvertrag
Heute vor 20 Jahren wurde in Berlin der Einigungsvertrag zwischen den beiden deutschen Staaten unterzeichnet. Wenig später, am 3. Oktober 1990, hörte dann die DDR, der kommunistische ostdeutschen Staat, zu existieren auf. In einer Feierstunde in Berlin wurde heute Bilanz gezogen.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 31.08.2010
Schlichte Feier
Sehr schlicht fällt die Feierstunde aus. Ein nicht besonders großer Saal im Berliner Kronprinzenpalais, ein fünfköpfiges Bläserquartett der Polizeimusik auf der Bühne. Im Publikum mit dabei die Bundeskanzlerin und die beiden Chefverhandler von damals: der seinerzeitige westdeutsche Innenminister und heutige Finanzminister Wolfgang Schäuble und Günther Krause, der letzte Innenminister der DDR. Am 31. August vor 20 Jahren waren es diese beiden, die ihre Unterschrift unter den Einigungsvertrag setzten. Der heutige Innenminister Thomas de Maizière merkt an, es sei damals ziemlich genau auf west-östliche Ausgewogenheit geachtet worden. "Die goldenen Füllfederhalter stammten aus der DDR, das Papier kam aus Bonn. Mit West-Sekt wurde angestoßen, in DDR-Kristallgläsern."
Zwei Monate wurde verhandelt
In nur zwei Monaten hatten die Verhandler den Grundstein für die Vereinigung gelegt, die im Prinzip keine Vereinigung war, sondern, wie es auch offiziell hieß, der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes, also zur Bundesrepublik Deutschland, die im wesentlichen auch ihre Rechtsnormen und ihre Strukturen über das bisher kommunistisch regierte Ostdeutschland legte.
Kritik vor der Feier
Kurz vor der Feier hatte Matthias Platzeck, der Ministerpräsident des Ostdeutschen Bundeslandes Brandenburg, daran erinnert, dass die Bundesrepublik die DDR damals übernommen hatte. Platzeck sprach von einer Anschlusshaltung des Westens. Das Wort Anschluss, das die Nazis verwendeten, als sie Österreich ihrem Staat einverleibten, sorgte für heftige Zurückweisung, aber Platzeck bleibt bei seiner Kritik.
Kritische Stimmen zum Jahrestag
Ein Stück weit gab ihm bei der heutigen Festveranstaltung auch der heutige Innenminister Thomas de Maizière Recht, als er sagte, dass der Westen sich großzügiger zeigen hätte können, etwa bei der Anerkennung von ostdeutschen Bildungsabschlüssen. Pünktlich zum Jahrestag erschien auch eine aktuelle Umfrage, aus der hervorgeht, dass sich im Westen Deutschlands 11 Prozent der Menschen die Berliner Mauer und die deutsch-deutsche Grenze wieder zurückwünschen würden, im Osten sind es fast ebenso viele, neun Prozent, die der Vereinigung auch 20 Jahre danach nichts Positives abgewinnen können.