Verpflichtend, aber gratis

In Kraft: Kindergarten für Fünfjährige

Mit Beginn des neuen Schuljahrs ist für alle Fünfjährigen bundesweit der Besuch eines Kindergartens verpflichtend. Die Vorschulkinder müssen zumindest 16 Stunden pro Woche in einer Betreuungseinrichtung verbringen, dieser Besuch ist gratis. Durch die gezielte Förderung soll jedes Kind bei Schuleintritt die gleichen Startchancen erhalten, heißt es aus dem Familienministerium.

Morgenjournal, 01.09.2010

Verpflichtende Betreuung

Jedes Kind, das vor dem 1.9.2010 Tag fünf Jahre alt geworden ist, muss eine Kinder-Betreuungseinrichtung besuchen - dazu zählen öffentliche und private Kindergärten, aber auch sogenannte altersgemischte Gruppen oder Betriebskindergärten. Allerdings können die Kinder auch daheim oder bei Tageseltern betreut werden, möglich ist das aber nur auf Antrag und wenn gewährleistet wird, dass die entsprechenden Bildungsaufgaben erfüllt werden.

Strafdrohung

Ausnahmen von der Kindergartenpflicht sind auch aus medizinischen Gründen möglich oder wenn der Weg zum Kindergarten unzumutbar ist - etwa für Bergbauernkinder. Wird der Nachwuchs ohne Antrag oder Begründung nicht in den Kindergarten geschickt, drohen Verwaltungsstrafen in der Höhe von rund 200 Euro, überprüft wird die Einhaltung der Kindergartenpflicht von der jeweiligen Heimatgemeinde des Kindes. Die Fünfjährigen müssen pro Woche 16 bis 20 Stunden im Kindergarten sein und zwar an mindestens vier Tagen. Der verpflichtende Kindergartenbesuch für fünfjährige ist kostenlos, Mahlzeiten oder Spezialangebote müssen aber weiterhin bezahlt werden.

Genug Plätze

Kindergarten-Plätze für die Fünfjährigen sind ausreichend vorhanden, heißt es aus den Bundesländern. Weil ein Großteil der Kinder in diesem Alter bereits eine Einrichtung besuche, habe es nur wenige Neuanmeldungen gegeben. Auch eine Verdrängung der jüngeren Kinder durch die neue Pflicht schließt man in den Ländern aus.

Kleinere Gruppen nötig

Dass alle Fünfjährigen künftig regelmäßig einen Kindergarten besuchen, ist für Österreichs erste Professorin für Frühkind-Pädagogik, Cornelia Wustmann vom Institut für Bildungswissenschaften an der Universität Graz, ein Schritt in die Richtung Chancengleichheit. Aber ein Jahr sei dafür zu wenig, sagt Wustmann. Pädagoginnen und Kinder brauchten die Chance, Bindungen aufzubauen und miteinander ins Gespräch zu kommen, und dafür wären kleinere Gruppen notwendig. Österreich sei da noch weit von dem entfernt, was EU-Standard sein sollte. Im Moment liegen die Gruppengrößen bei den Vorschulgruppen je nach Bundesland bei 20 bis 25 Kindern, sinnvoll wären jedoch maximal 15 Kinder, sagt Wustmann.

Mehr Weiterbildung und Beratung

Außerdem benötigten die Kindergärten viel mehr Unterstützung, den man erwarte sehr viel von ihnen. Bei der Umsetzung eines an sich guten Bildungsplans müssten sie begleitet werden, und da passiere noch sehr wenig, sagt die Expertin. Sie fordert Weiterbildung und flächendeckende Fachberatung.