Hohe Umsätze an den Agrarbörsen

Angst vor einer Spekulationswelle

Zwei Jahre nach dem Höhenflug an den Rohstoffbörsen schürt der hohe Umsatz an den weltweit größten Agrarbörsen in Chicago oder London wieder die Angst vor einer Spekulationswelle. Kritisiert werden die Termingeschäfte. Die EU will den Handel stärker an die Leine legen.

Abendjournal, 01.09.2010

Hohe Umsätze für Warenbörsen

Ideale Voraussetzungen für Anleger: Die Zinsen sind niedrig und es ist viel Geld im Markt. Warenbörsen in Chicago und London machen hohe Umsätze. 200 Milliarden Euro wurden seit Jahresbeginn auf den Agrarmärkten investiert. Ein Plus von 20 Prozent, berichtet die "Bank of America". Soviel Aktivität bleibt nicht lange verborgen. Im Juli haben sich Anbauländer und Kakaoimporteure über angebliche Marktmanipulationen in London beschwert. Ein Hegefonds hat auf einen Schlag sieben Prozent der weltweiten Kakaoernte aufgekauft. Die Preise schnellten in die Höhe.

Frankreich will gegen Spekulanten kämpfen

Erinnerungen an die Lebensmittelkrise von 2008 werden wach. Lebensmittel verteuerten sich damals schlagartig, nicht nur wegen Angebot und Nachfrage. Frankreich steigt jetzt gegen Spekulanten in den Ring. Der Kampf soll bei den G20 stattfinden, im November übernimmt Paris den Vorsitz.

Mehr Transparenz

Zweiter Kampfplatz ist die EU. "Wir halten die Regulierung des Handels mit Rohstoffen für unzureichend", schreiben Finanzministerin Lagarde, Energieminister Borloo und Agrarminister Le Maire in einem Brief an die EU-Kommission; er liegt dem ORF vor. Frankreich fordert mehr Transparenz und eine neue Aufsichtsbehörde. Obergrenzen sollen die großen Händler einschränken und Spekulanten aus dem Lebensmittelmarkt verbannen.

EU will Handel einschränken

Brüssel will den Handel nicht verbieten, aber stark einschränken. Details hält Binnenmarktkommissar Michel Barnier aber bis zum 15. September geheim. Die Debatte über Spekulation mit Lebensmitteln, bekommt aber nach der Finanzkrise eine andere Bedeutung. Denn spekulative Finanzprodukte gelten als Hauptverursacher der Krise. Ob gelernt wurde daraus, wird man sehen. Auch 2008 war die Besorgnis groß. Der Vorschlag des damaligen Finanzministers Wilhelm Molterer, den Handel an den Rohstoffmärkten zu besteuern, war damals noch nicht mehrheitsfähig.