Betriebsversammlungen geplant
ÖBB-Gehälter: heißer Herbst droht
Die ÖBB-Bediensteten fürchten eine Nulllohnrunde und fordern Lohnerhöhungen vor allem bei den unteren Einkommen. Das ÖBB-Management sagt hingegen, die Forderungen der Belegschaft hätten keine ökonomisch vertretbare Grundlage. Die Eisenbahner-Gewerkschaft will in den nächsten Wochen Betriebsversammlungen abhalten, der Bahnbetrieb soll dadurch nicht gestört werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 03.09.2010
Gegen Lopatka-Vorstoß
Eine Nulllohnrunde bei den Bundesbahnen ist für ÖBB-Betriebsratschef Wilhelm Haberzettl inakzeptabel. Die Eisenbahner-Nulllohnrunde ist aber offenbar weniger eine Forderung des ÖBB-Managements, sondern mehr eine Idee von Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP). Lopatka hat vor kurzem in der Debatte um eine Nulllohnrunde bei den Beamten darauf verwiesen, dass die Gehaltsabschlüsse bei den Eisenbahnern in den vergangenen Jahren deutlich höher ausgefallen seien als bei den Beamten. Deshalb sei ein Beamten-Gehaltsstopp nur vorstellbar, wenn es auch bei den ÖBB eine Nulllohnrunde gebe.
(Noch) keine Streiks
Gegen eine solche gehen die ÖBB-Bediensteten nun vorsorglich auf die Barrikaden, die Gewerkschaft hat Betriebsversammlungen in den nächsten Wochen angekündigt, der Bahnbetrieb werde dadurch aber nicht gestört, betont Betriebsrat Haberzettl. Streiks würden derzeit nicht im Raum stehen. Die Forderung der Eisenbahner-Gewerkschaft: Deutliche Lohnerhöhungen bei den unteren Einkommen. Um wie viel die Löhne erhöht werden sollen, sei noch nicht fix, und als Beispiel, was als untere Eisenbahner-Einkommen zu gelten habe, nennt Haberzettl Einkommen bis zur ASVG-Höchstbeitragsgrundlage von derzeit 4.110 Euro brutto monatlich.
"Unrealistische" Forderungen
Beim ÖBB-Vorstand heißt es, man plane nicht explizit eine Nulllohnrunde. Die Forderungen der Belegschaft seien aber unrealistisch, so das Management unter Verweis auf die schwierige wirtschaftliche Situation der Bundesbahnen. Die Gehaltsverhandlungen bei den ÖBB beginnen nach der Aufsichtsratssitzung nächste Woche.
"Nullohnrunden kein Thema"
Dder Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, im Mittagsjournal-Gespräch vom 03.09.2010 mit
"Deutlich spürbare" Abschlüsse gefordert
Lohn- und Gehaltsabschlüsse, die die Arbeitnehmer deutlich spüren - das fordert der Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Wolfgang Katzian, in Hinblick auf die bevorstehenden Lohnrunden. Dass diese Forderung auf Gegenliebe bei den Arbeitgebern stoßen wird, davon geht nicht aus, er rechnet deshalb mit intensiven Auseinandersetzungen im Herbst.
Nulllohnrunden kein Thema
Lohnabschlüsse unter der Inflationsrate kämen nicht in Frage, sagt der GPA-Chef im Ö1-Mittagsjournal. "Da brauchen wir gar nicht reden. Nulllohnrunden und derart krause Gedanken, die da immer wieder herumgeistern, sind sowieso kein Thema", sagt der oberste SPÖ-Gewerkschafter.
1.300 Euro Mindestlohn
Eine konkrete Forderung Katzians ist auch die nach 1.300 Euro Mindestlohn vor allem im Handel und im Bereich der sozialen Dienste. Er kenne keine Arbeit bei Vollzeitbeschäftigung, die nicht mindestens 1.300 Euro wert wäre, so Katzian.
"Deutliches Zeichen" für Arbeitnehmer
Die Arbeitgeber vor allem der Metallbranche müssten bei den Lohnverhandlungen ein deutliches Zeichen setzen, dass sie den Beitrag der Arbeitnehmer in der Krise anerkennen, fordert Katzian. Schließlich würden sie wieder gut verdienen, und auch die Dividenden an die Eigentümer seien in der Krise "ungebrochen geflossen", so Katzian.
Einstellungszusagen einlösen
In der Krise hätten jene Beschäftigten, die kurzgearbeitet haben, ohnehin bereits einen wesentlichen Beitrag geleistet. Damit seien auch jene Betriebe gut über die Runden gekommen, die massive Einbrüche hatten. Katzian appelliert an die Unternehmen, abgegeben Einstellungszusagen auch tatsächlich einzulösen. In vielen Fällen sei das nämlich noch nicht der Fall.