Frithjof Bergmann bei der Ars Electronica
Neue Arbeit - neue Kultur
Schon seit seiner Jugend beschäftigt sich Frithjof Bergmann, US-amerikanische Philosoph österreichischer Herkunft, mit der "Welt, in der wir leben wollen". Bergmann beschäftigt sich intensiv mit Fragen der Zukunft der Arbeit. Derzeit ist er bei der Ars Electronica zu Gast.
26. April 2017, 12:23
Kulturjournal, 03.09.2010
Christian Fillitz im Gespräch mit Frithjof Bergmann.
Nach Bergmanns Ansicht ist "Alte Arbeit" jene, unter der Menschen leiden, die Menschen wie eine "milde Krankheit" erleben, etwa eine Erkältung. "Neue Arbeit" hingegen sei Arbeit, die Menschen kräftige, von der man keinen Urlaub brauche. Sie führe einen ins Leben hinein, gebe Begeisterung und Freude und ganz provokativ, so Bergmann: "Sex muss schon sehr gut sein, um den Vergleich mit Neuer Arbeit auszuhalten."
Der vertikale Garten
Im Zuge seines Projekts NANK - Neue Arbeit, neue Kultur - in Detroit entstehen zwischen den Wolkenkratzern Wälder und Treibhäuser. In sogenannten "food-häusern" sollen Fische, Pilze etc. gezüchtet werden. Bergmann träumt von Häuser, in denen auch im Winter von Michigan Bananen oder Orangen reif werden. Die Stadt solle sich in kleinen Communities selber ernähren. "Damit soll ein ganz neues Leben in der Stadt erzeugt werden", so Bergmann.
Eines der Modelle, die Bergmann bereits in mehreren Städten anwendet, ist der "vertikale Garten". Vor allem in Slums bewähre sich dieser Garten, weil in Slums kaum Erdboden vorhanden und die Bevölkerungsdichte viel größer sei, als in der sonstigen Stadt, und es wenig Wasser gebe. Den Kompost, der in Behältern an den Wänden angebracht werden, könnten die Menschen sogar selbst herstellen.
Kapazitäten verkleinern
Trotz dorfähnlicher Strukturen seien seine Modelle weder Dorf noch Stadt, meint Bergmann, "es ist ein neues soziales Gebilde, etwas das vorher noch gar nicht existiert hat, es ist absolut etwas, das in Städte hineinpasst und sich nicht besonders am Dorf orientiert."
Wichtig sei, die Kapazitäten kleiner zu machen. So seien bereits Mikrofabriken statt riesiger Fabriken möglich, es gäbe Mikromaschinen. Eine Zukunft mit winzigen Fabriken sieht Bergmann im Bereich des Möglichen. Wichtig werde dann die Kunst.
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