Abgesagt - und dann doch nicht
Verwirrung um Koran-Verbrennung
Erst hat der der Vorsteher der radikalen Klein-Kirche in Florida die Aktion abgesagt. Ihm sei zugesichert worden, dass die nahe Ground Zero geplante Moschee in New York an anderer Stelle gebaut werden soll, so der Pastor. Doch genau von einem solchen Handel wollen die Betreiber der Moschee in Manhattan nichts wissen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 10.09.2010
Überraschender "Handel"
Der Protest gegen die geplante Koran Verbrennung ist immer lauter geworden . Zuletzt hat auch der US-Präsident davor gewarnt: Diese Aktion würde nur Alkaida neue Anhänger zutreiben, so Barack Obama. Stunden später dann die Überraschung. Der bärtige Radikal-Pastor Terry Jones tritt in Florida vor die Kameras und präsentiert einen Handel, der ihn zur Absage der umstrittenen Bücher-Verbrennung veranlasst habe: "Wenn sie den Bau der Moschee nahe Ground Zero absagen oder die Moschee an anderer Stelle bauen - dann wäre das ein Zeichen Gottes."
Gegenüber weiß davon nichts
Doch noch während diese Meldung über den Äther geht, folgt bereits die nächste Wende in der zunehmend bizarrer werdenden Geschichte: Die Betreiber der nahe Ground Zero in New York geplanten Moschee geben an, gar nichts über diesen Handel zu wissen - niemand habe mit ihnen gesprochen. Darüber hinaus habe man nicht die Absicht, den Standort der Moschee aufzugeben, so Feisal Abdul Rauf, der Iman der geplanten Moschee in Manhattan.
Treffen am elften September
Ein Vertreter der muslimischen Gemeinde in Florida, der sich als Vermittler eingeschaltet hat, ist um Klärung bemüht: Just am neunten Jahrestag der Anschläge vom 11. September soll in New York eine Lösung ausgehandelt werden, so Imam Muhammad Musri: "Ich habe vom Büro des Imams die Zusage, für ein gemeinsames Treffen mit Pastor Jones. Wir wollen die Situation klären. Hier und dort." Pfarrer Jones fühlt sich jetzt gelegt - und will jetzt seine Absage wieder überdenken.
Gates telefonierte
Darüber hinaus ist mittlerweile auch bekannt geworden, dass US-Verteidigungsminister Robert Gates persönlich den Pastor am Telefon zur Vernunft aufgerufen hat - eine Koran-Verbrennung würde das Leben vieler US-Soldaten gefährden, so Gates.
Und Immobilien-Milliardär Donald Trump, in den USA auch als TV Star aktiv, hat den Moschee-Betreibern in New York angeboten, ihr Grundstück für einen um 25 Prozent überhöhten Preis zu kaufen, um sie so zu einem Neubau an anderer Stelle zu bewegen.
Reue der Medien?
In einigen US-Medien, die seit Tagen flächendeckend über den Fall berichten, ist mittlerweile eine Diskussion ausgebrochen, ob es richtig, war dem Vorsteher einer 30 bis 50 Mitglieder umfassenden Kirche so viel an Aufmerksamkeit und Sendezeit zukommen zu lassen. Fortsetzung folgt.
Abendjournal, 10.09.2010
Obama: Pastor will Aufmerksamkeit
Bei einer Pressekonferenz sagte US-Präsident Barack Obama vor kurzem, dass er befürchte der Fall des Predigers in Florida könnte bei einigen Menschen den falschen Eindruck erzeugen, nämlich dass man so die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. So gefährdet man nur unsere Truppen, unsere Söhne und Töchter, sagte Obama.