Umfragen extrem unsicher
Steiermark-Wahl: Alles offen
In zwei Wochen wählt die Steiermark. Wird SPÖ-Landeshauptmann Voves abgelöst, oder kann er den Wahlsieg von 2005 wiederholen - diese Frage ist wegen sehr unsicherer Umfragen weiterhin völlig offen. Immerhin: Die KPÖ kann den Wiedereinzug in den Landtag wahrscheinlich relativ leicht schaffen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 10.09.2010
Unsichere Umfragen
Ob es letztlich wirklich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPÖ und ÖVP. zwischen Landeshauptmann Franz Voves und seinem Herausforderer Hermann Schützenhöfer wird, ist aus den jetzigen Umfragen nicht herauszulesen: Die öffentlich zugänglichen Umfrageergebnisse schwankten um plus/minus vier Prozent - in einem solchen Spektrum von insgesamt acht Prozent sei alles möglich, erklärt Politologe Peter Filzmaier.
SPÖ setzt voll auf Voves
Das Problem der SPÖ: Wohin werden die vielen Proteststimmen gegen Schwarz-Blau von der letzten Wahl gehen? 50.000 Menschen sind damals direkt - und ungewöhnlicherweise - von der ÖVP zur SPÖ gewechselt. Dass ein SPÖ-Landeshauptmann nur ein Betriebsunfall sein könne, wird deshalb von der ÖVP behauptet. Die SPÖ habe dennoch den Wahlkampf ausschließlich auf die Sympathie zur Person Voves aufgebaut und kein Thema in den Vordergrund gestellt, hebt der Politologe hervor. Und das sei auch die beste Strategie, die die SPÖ zur Verfügung hatte.
Blau-grünes Rittern um Regierungssitz
FPÖ und Grüne, letztere schon bisher im Landtag, erstere nicht, weil 2005 hinausgeflogen, hoffen diesmal beide auf einen Regierungssitz, müssen sich aber gewaltig anstrengen. Vor allem die FPÖ hat deshalb zuletzt auch massiv provoziert, Stichwort Minarettspiel - obwohl die Marke FPÖ österreichweit stark genug sei, um ein zweistelliges Ergebnis zu erreichen.
KPÖ-Mandat so gut wie sicher
Die Ausgangslage für die KPÖ - sie hat bisher vier Mandate und damit mehr als die Grünen - ist gar nicht so unbequem. Ihr dürften zwar Stimmen abhanden kommen, denn ihr charismatischer Spitzenmann Ernest Kaltenegger tritt nicht mehr an - und der war 2005 für sagenhafte 90 Prozent der KPÖ-Wähler das Wahlmotiv. Aber die Partei habe die letzten fünf Jahre gut genützt, um neue Parteistrukturen aufzubauen, und habe gute Chancen auf das Grundmandat in Graz, erklärt Filzmaier.
BZÖ und Christen spielen in den derzeitigen Szenarien eher nur eine geringe Rolle. Für das BZÖ, bisher nicht im Landtag vertreten, geht es wohl ums Überleben.
Folgen für Wiener Wahlkampf
Und welche Auswirkungen wird das Abschneiden der steirischen SPÖ auf den ebenfalls in der Endphase befindlichen Wahlkampf in Wien haben, notabene für Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ), der um seine absolute Mehrheit kämpft? Sollte die SPÖ in der Steiermark stark verlieren, werde er vor dem Schreckgespenst Schwarz-Blau warnen, erwartet Filzmaier. Und der Bundes-SPÖ dürfte es relativ leicht fallen, sich bei einem Misserfolg von Franz Voves abzugrenzen, ergänz der Politikwissenschaftler. Schließlich habe der sich auch fünf Jahre lang bemüht, einen prononciert eigenständigen Kurs zu fahren.