Deutschsprachige Erstaufführung von "lieber schön"

LaBute-Werk reüssiert in Wien

Im Kasino am Schwarzenbergplatz hatte Neil LaButes Stück "lieber schön" Premiere. "Eine Liebesgeschichte über die Unmöglichkeit der Liebe", wie das Programm ankündigte, von einem der interessantesten nordamerikanischen Autoren der jüngeren Generation.

Kultur aktuell, 18.09.2010

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Burgtheater - lieber schön

Einfache Menschen, alltägliche Probleme

Einen amerikanischen Misanthropen, also Menschenhasser nannten unisono renommierte Blätter wie die "New York Times", "The Village Voice" oder der britische "Independent" Neil LaBute, Jahrgang 1963, aufgrund seiner Filme und Theaterstücke.

Seine Geschichten spielen meist in der Arbeitswelt, der sogenannten "blue collar world". Die Personen der Handlung sind einfache Menschen mit alltäglichen Problemen - in erster Linie sind es Beziehungsprobleme, die LaBute drastisch in ihrer ganzen potenziellen oder reellen Grausamkeit darstellt. Da wird niemandem etwas geschenkt, nichts wird beschönigt. Da geht es um Treue und Betrug, Verrat und Lüge, und unerfüllte Träume. Durchaus nichtige Anlässe können gröbere Konflikte auslösen, die schon länger unter der Oberfläche geschwelt haben.

So auch in "lieber schön", einem Vier-Personen Stück, der ersten Broadway-Produktion von Neil LaBute, die 2009 gleich für drei Tony Awards nominiert worden ist, allerdings ohne dann einen Preis zu bekommen: Steph verlässt Greg, nachdem sie erfahren hat, dass er in einem Gespräch gesagt haben soll, dass sie ein hässliches Gesicht habe.

Erst zwei, dann vier

So wie Greg arbeitet Kent im Lager eines Supermarktes. Er ist der Kapitän der Baseball-Mannschaft, ein athletischer, einfach gestrickter Typ, der seine schwangere Frau Carly, die als Security Officer im Supermarkt arbeitet, mit einer jungen Angestellten betrügt.

Nolens volens wird Greg in die Sache hineingezogen, was ihm Kent dann auch noch lautstark vorwirft. Und wie das bei Streit oft ist: Von außen gesehen löst er auch immer wieder Heiterkeit aus. So auch hier, mit gut platzierten Pointen.

Das Stück ist eine Folge von Szenen, die Protagonisten treffen sich meist im Aufenthaltsraum des Supermarktes, in Einkaufszentren, Restaurants oder am Sportplatz. Es lebt von den unterschiedlichen Charakteren und Temperamenten: Der Bücherwurm Greg, der Steph wahrscheinlich noch liebt, aber gehen lässt, Steph, die versucht, eine neue Beziehung zu leben, Kent, der Muskel- und Sexprotz, und Carly, die Betrogene.

Überzeugendes Ensemble

Symbolisch für die gescheiterten Beziehungen steht ein großer Mistkübel im Vordergrund der Bühne, der sich langsam mit Müll füllt: mit Resten von Fast Food und dessen Verpackungen. Regisseurin Alexandra Liedtke konnte sich auf exzellente Schauspieler verlassen, vor allem Christiane von Poelnitz als Steph, Dorothee Hartinger ist eine überzeugende Carly, Lucas Gregorowicz gibt einen vordergründig sanftmütigen Greg, während Oliver Masucci den Kent sehr kantig spielt.

Die Szenewechsel auf der in Weiß gehaltenen Bühne werden mit Rockmusik von Bernhard Moshammer und Karsten Riedel begleitet. In Summe eine spannende, temporeiche Aufführung, die das Premierenpublikum mit anhaltendem, warmen Applaus belohnte.