Uni-Credit-Chef Profumo muss gehen

8. April 2017, 21:58

Libyscher Staatsfonds als Aktionär

Wenn Muammar al-Gadaffi samt operettenhafter Entourage nach Italien reist, denn ist das nicht nur Spektakel, sondern handfeste Politik. Auch Wirtschaftspolitik. Sprich: Neue Beziehungen werden geschaffen, andere ausgebaut. So geschehen mit der Bankengruppe Unicredit. Und so wurde vor wenigen Wochen bekannt, dass - zusätzlich zur libyschen Nationalbank - auch der libysche Staatsfonds als Aktionär bei Unicredit eingestiegen ist.

Libyer die größten Aktionäre

Im Klartext heißt das: Wenn man die 4,99 Prozent der libyschen Nationalbank mit den nun erworbenen 2,078 Prozent des Staatsfonds addiert, ergibt das einen libyschen Anteil von mehr als 7 Prozent. Damit sind die Libyer die größten Aktionäre der Unicredit. Und wenn Bank und Fonds tatsächlich als Einheit zu sehen sind - etwas, das derzeit gerade überprüft wird - dann sprengen sie auch das Statut der in Mailand ansässigen Bank. Denn demnach darf kein Aktionär mehr als fünf Prozent der Stimmrechte besitzen.

Tritt Profumo zurück?

Stoff genug also, um einen schwelenden Konflikt zwischen dem Unicredit-Vorstandsvorsitzenden Alessandro Profumo und den mächtigen Stiftungen der norditalienischen Sparkassen eskalieren zu lassen. Sie fordern - inzwischen gemeinsam mit der italienischen Zentralbank und auch Unicredit- Aufsichtsratspräsident Dieter Rampl - eine Erklärung. Profumo, der auch von der Lega Nord starken Gegenwind erhält, hat seine Strategie aber bisher verteidigt. Heute Abend könnte jedoch alles anders werden. Laut Gerüchten soll der 53-jährige Profumo bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung seinen Rücktritt bekanntgeben.