Bundespräsident spricht vor UNO-Hungergipfel

"Es bleibt noch viel zu tun"

Bis 2015 wollen die vereinten Nationen den Hunger und die Armut weltweit halbieren. Seit Montag beraten die 192 UNO Mitgliedsstaaten beim UNO-Hungergipfel in New York darüber wie und ob diese vor zehn Jahren beschlossenen Ziele überhaupt umgesetzt werden können. Jedes Land sollte 0,7 Prozent seines Bruttonationalprodukts für Entwicklungshilfe ausgeben. Auch Österreich verfehlt dieses Ziel.

Österreichische Schwerpunkte: Umwelt, Wasser, Frieden

Beim UNO-Gipfel zu den Millenniumsentwicklungszielen hat sich Bundespräsident Heinz Fischer für eine Stärkung der Rolle der Frauen in den Entwicklungsländern ausgesprochen. "Die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Voraussetzung für die Verringerung von Armut, nachhaltiges Wachstum und soziale Entwicklung", betonte Fischer am Dienstagabend (Ortszeit) vor der UNO-Generalversammlung in New York. Als weitere Schwerpunkte der österreichischen Entwicklungspolitik nannte Fischer die Bereiche Energie, Umwelt, Wasser und Friedenssicherung.

Morgenjournal, 22.09.2010

"Millenniumsziele erreichbar"

Österreich werde sich bei der Erfüllung der Millenniumsziele bis zum Jahr 2015 auf die genannten Sektoren konzentrieren, weil es in diesen "besondere Expertise" habe. Fischer sagte, dass es bei den im Jahr 2000 beschlossenen Zielen zur Reduktion von Armut, Hunger und Krankheiten "große Erfolge" gegeben habe, insbesondere auch in den ärmsten Ländern. "Das zeigt, dass die Millenniumsentwicklungsziele erreichbar sind, wenn man die richtige Politik anwendet und entsprechend finanziert und international unterstützt. Es ist aber noch viel zu tun." Fischer betonte, dass "alle, einschließlich meines Landes" diesbezüglich eine "große Verantwortung" haben "und wir werden diese Verantwortung annehmen".

Fischer: Besonders Frauen unterstützen

Der Bundespräsident sprach sich dafür aus, künftig die Hilfe auf jene Staaten zu konzentrieren, "die bei der Erfüllung der Ziele hinterherhinken". Auch müsse alles getan werden, um "die verletzlichsten Gruppen" in den Entwicklungsprozess einzubinden, allen voran die Frauen und Mädchen, "die am stärksten vernachlässigte und ausgeschlossene Gruppe weltweit". Frauen seien "wichtige Kräfte des Wandels in ihren Gesellschaften", betonte Fischer. "Gestärkte Frauen tragen zur Gesundheit und Produktivität ganzer Familien und Gemeinschaften bei und verbessern die Zukunftsaussichten der kommenden Generationen."

Stromversorgung

Nachdrücklich unterstützte der Bundespräsident auch die Forderung von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2030 einen umfassenden Zugang zu elektrischer Energie zu verschaffen. Die Millenniumsziele seien nicht zu erreichen, "wenn zwei Milliarden Menschen weiterhin keinen Zugang zu Elektrizität oder anderen Diensten der Grundversorgung und Produktion haben".

0,7 Prozent des BNE für Entwicklungshilfe

Die Millenniumsziele sehen unter anderem bis 2015 eine Halbierung der Zahl der Hungernden und der Armen, eine Absenkung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel und einen Stopp der Ausbreitung von Aids vor. Mehr als 140 Staats- und Regierungschefs ziehen derzeit bei einem UNO-Gipfel in New York eine Zwischenbilanz. UNO-Generalsekretär Ban warnte dabei vor einem Nachlassen der Entwicklungshilfe. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy schlug vor, die Entwicklungshilfe durch eine globale Finanztransaktionssteuer zu finanzieren. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sprach sich dafür aus, die vorhandenen Gelder wirkungsvoller einzusetzen. Bisher erfüllen jedoch nur fünf Länder das von der UNO vor 40 Jahren beschlossene Ziel, 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Auch Österreich verfehlt dieses Ziel. (Text: APA, Red.)

Morgenjournal, 22.09.2010

Interview mit UNO-Diplomat Thomas Stelzer

UNO-Diplomat zuversichtlich

Der Diplomat Thomas Stelzer, ist der höchstrangige Österreicher in der UNO. Er ist einer von Generalsekretär Ban Ki-moons Stellvertretern. Er glaubt noch an die Erreichbarkeit der Milleniumsziele. Es seien zwar 10 Jahre seit ihrer Verabschiedung vergangen, aber man habe noch fünf Jahre. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe einen Rückschritt gebracht, aber die "Kurve zeige jetzt hinauf". Es seinen große Fortschritte erzielt worden, vor allem im Bereich der Bildung und dem Zugang zu sauberen Trinkwasser.