Auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast

Argentinische Autorin Norma Huidobro

Auf der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt ist Argentinien als Gastland geladen. Eine Gelegenheit für das südamerikanische Land, seine Autorin auch dem europäischen Publikum vorzustellen. Eine von ihnen wird Norma Huidobro sein.

Die Professorin für Literatur bekam für ihren ersten Roman 2007 den renommierten Premio Clarín. Das Buch "Der verlorene Ort" ist bereits ins Italienische und Französische übersetzt worden und jetzt auch ins Deutsche.

Kultur aktuell, 27.09.2010

Leidenschaft Buch

Norma Huidobro hat nie wirklich daran gezweifelt, dass ihr Leben von Büchern bestimmt sein wird. Das Buch ist eine große Leidenschaft von ihr und ihrer gesamten Familie. Die 1949 in der Provinz Buenos Aires geborene Literatur-Professorin lebt heute in Argentiniens Hauptstadt und ist Mutter von drei Kindern. Ihr Mann und ihre Kinder, alle arbeiten im Verlagswesen.

"Das Buch spielte mein Leben lang eine wichtige Rolle für mich", erzählt sie. "Wahrscheinlich bin ich zum Buch durch meine Mutter gekommnen, die Lektorin war, wie meine Großmutter. Lesen kann ja ansteckend sein. Das Buch ist Teil meines Lebens, es ist sehr wichtig für mich."

Bücher für Jugendliche

Ihre große Leidenschaft gilt vor allem den Kinder- und Jugendbüchern, von denen sie bereits zahlreiche veröffentlicht hat. Ihr Drang, für Jugendliche zu schreiben, liegt darin, dass es zu ihrer Jugendzeit nicht wirklich eine altersentsprechende Literatur gab: "Ich entdeckte für mich den Kriminalroman, da war ich 13 Jahre alt. Damals gab es keine wirklichen Jugendbücher wie heute, wo es zu jeder Thematik welche gibt. Also las ich von allem etwas, durchforstete aber meistens die Buchhandlungen nach Liebesromanen."

Norma Huidobro hat zahlreiche Kurzgeschichten und Krimis für Jugendliche geschrieben, Bücher mit denen sie immer wieder die Jugendlichen begeistert. Doch jetzt hat sie für sich den Roman entdeckt: "Ich schreibe lieber Romane statt Kurzgeschichten, denn in einem Roman kann ich ausführlich erzählen und kann ins Detail gehen. Aber die Kurzgeschichte ist ein ganz anderes Genre, man kann beide gar nicht miteinander vergleichen. Die Kurzgeschichte zwingt einen immer wieder, sich kurz fassen, und irgendwo mag ich das auch."

Geschichte einer Brieffreundschaft

Der erste Roman von Nomra Huidobro mit dem Titel "Der verlorne Ort" erschien 2007. Im selben Jahr wurde er mit dem Clarin Literatur-Preis ausgezeichnet. Die Geschichte des Romans spielt zur Zeit der Militärdiktatur in Argentinien.

"Es ist kein Buch über die Konzentrationslager der Militärs und ihre Gräueltaten", sagt Huidobro. "Es erzählt die Geschichte zweier junger Frauen, die eine Brieffreundschaft verbindet. Eine lebt in einem Dorf im Nordwesten des Landes. Dort wussten zum Teil viele Leute nicht, dass viele unschuldige Menschen verhaftet wurden. Die andere lebt in Buenos Aires und ist mit einem Eisenbahnangestellten liiert, der von den Militärs gesucht wird. Ihn finden sie nicht, doch in seiner Wohnung finden sie die Adresse der Freundin in Jujuy. Sie fahren zu ihr, um so den Eisenbahnangestellten und seine Freundin zu finden."

Norma Huidobro erlebte die Militärdiktatur als Studentin. Gemeinsam mit ihrem Mann studierte sie Literatur an der Universität von Buenos Aires. Damals Student zu sein, konnte zum Teil gefährlich sein, meint sie: "Wir hatten Freunde, die verschwunden sind, die mit uns studiert hatten. Wir fuhren jeden Abend mit dem Bus von der Uni nach Hause. Jeden Abend hielten die Militärs den Bus an, verlangten unsere Ausweise und jedes Mal gab es Studenten, die mit ihnen aussteigen mussten. Wir mussten nie aussteigen."

Im Garten vergraben

Norma Huidobro und ihr Mann besaßen damals schon viele Bücher. Zur eigenen Sicherheit ließen sie jene verschwinden, die für sie gefährlich werden konnten. "Natürlich wusste man, was passierte, ständig verschwanden Studenten", so Huidobro. "Aus Angst ließen wir Bücher von uns verschwinden. Wir vergruben einige im Garten. Mein Mann hatte zum Beispiel zahlreiche Bücher über Trotzki; wären diese gefunden worden, dann hätte mein Mann keine Chance gehabt."

Zum Schluss erzählt sie noch die Anekdote über ein Buch, das von den Militärs verbrannt wurde, weil es mit Kuba und den Revolutionsführern in Zusammenhang gebracht wurde. Es handelte sich um ein Buch mit der Überschrift: "Der Kubismus".

Norma Huidobra schreibt mittlerweile ihren zweiten Roman. Allerdings will sie noch nicht verraten, worum es geht - nur so viel gibt sie preis: 80 Seiten habe sie schon geschrieben!

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Hoffmann & Campe - Norma Huidobro