Kooperation im Energiebereich

Russlands Präsident Medwedew in China

Der russische Präsident Dmitrij Medwedew ist zu einem mehrtägigen Besuch in China, bei dem es vor allem um eine intensive Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Energie geht. Heute wurde eine Reihe von Abkommen unterzeichnet. Sie zeigen, dass Russland seine Interessen zunehmend nach Asien verlagert.

Abendjournal, 27.10.2010

Russland versorgt China mit Erdöl

Der Deal ist ein einfacher: Russland hat die Energievorkommen, die China dringend benötigt. Die chinesischen Banken haben das Geld, das Russland dringend benötigt.

Russland hat China bereits versprochen, es 20 Jahre lang mit Erdöl zu versorgen, und zwar mit insgesamt 300 Millionen Tonnen, als Gegenleistung dafür gab es einen Kredit aus China in der Höhe von 25 Milliarden US-Dollar für den russischen Erdölkonzern Rosneft. 12,4 Prozent des benötigten Erdöls bezieht China jetzt schon aus Russland. Künftig über eine Pipeline, die noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Die Pipeline ist fast 5.000 Kilometer lang.

Komplettversorgung Chinas mit Erdgas

Die Ankündigungen der Delegation des russischen Präsidenten Medwedew klingen nun noch vollmundiger: Russland sei auch bereit, alles, was China an Erdgas benötigt, zu liefern. Das scheint naheliegend. Russland hat die größten Erdgasreserven der Welt, vieles davon im russischen Fernen Osten, also an der Grenze zu China. China zu beliefern, ergibt also rein logistisch Sinn. Es zeigt aber auch, dass Russland versucht, sich von den westlichen Märkten stärker auf die asiatischen zu verlagern und, so glauben Beobachter, diese Märkte gegeneinander auszuspielen.

Gemeinsame Interessen, tiefes Misstrauen

Aber Russland will auch weg vom Image des reinen Energielieferanten. Russland will China bei diesem Besuch auch anderes zu verkaufen, heißt es. 74 Prozent der russischen Exporte nach China sind Rohstoffe. 68 Prozent der Exporte Chinas nach Russland sind Maschinen und technische Ausrüstung. Vorbei sind die Zeiten, in denen China ein großer Abnehmer russischer Waffen war. Überhaupt ist der Handel zwischen China und Russland nicht so intensiv, wie man von den Nachbarländern, die oft ähnliche Interessen haben, annehmen würde. China und Russland beschwören beide eine multipolare Welt, in der die UNO mehr Gewicht haben sollte, immerhin haben beide dort ein Vetorecht. Oft stellen sie sich gemeinsam, wie in der Nordkorea- oder Iran-Frage gegen westliche Interessen. Sie haben in Zentralasien gemeinsame Sicherheitsinteressen. Sie haben aber auch ein eigentlich tief sitzendes Misstrauen. Und was könnte dieses besser illustrieren als die Tatsache, dass ausgerechnet heute, an einem Tag, an dem Russland verspricht, China alles benötigte Erdgas zu liefern, ein weiterer Fortschritt im direkten Pipeline-Projekt zwischen Turkmenistan und China gefeiert wird.