Ein einsamer Mann im Mond
Moon
Der Film "Moon", der diese Woche in die heimischen Kinos kommt schafft es, mit einem Minimum an Computertricks ein spannendes Psychodrama zu erzählen, das hochaktuelle Fragen rund um Genetik und Klonen verhandelt. Regie geführt hat Duncan Jones, Sohn der Pop-Ikone David Bowie.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 28.09.2010
Abgeschlossener Schauplatz
Auf dem Mond wird Helium-3 abgebaut, um die Energieprobleme auf der Erde zu lösen. Ein einzelner Mann überwacht als Mechaniker die maschinell gesteuerten Arbeiten, der Computer Gerty ist sein einziger Ansprechpartner. Für Regisseur Duncan Jones war es wichtig, seinem Hauptdarsteller Sam Rockwell einen Schauplatz zu bieten, der diese Abgeschlossenheit und Abgeschiedenheit auch vermittelte: "Um Sam zu helfen, aber auch um möglichst flexibel zu sein, wollten wir ein reales Set. Die Mondstation ließen wir deshalb nicht als offene Bühne, sondern geschlossen aufbauen. Das Drehteam betrat das Set am Morgen, hinter uns wurden die Luftschleusen geschlossen und das war es dann. Für den Rest des Tages verließen wir die Mondstation nicht mehr."
Folgenschwerer Unfall
Seit knapp drei Jahren sitzt dieser einsame Mann im Mond bereits auf der Station, die Heimkehr zur Erde steht unmittelbar bevor. Dann kommt es jedoch zu einem folgenschweren Unfall.
Als er aufwacht, sieht er sich plötzlich einem zweiten Ich gegenüber. Anscheinend hat man einen Klon von ihm anfertigen lassen, um einen reibungslosen Ablauf der Arbeiten zu gewährleisten. Hauptdarsteller Sam Rockwell musste in eine Doppelrolle schlüpfen, eine große Herausforderung, die aber auch ganz neue Möglichkeiten bot, erzählt Regisseur Duncan Jones: "Sam gab sich mit seiner ersten Identität selbst eine Vorgabe. Die stand dann fest, und an der konnte auch nicht mehr gerüttelt werden. In seiner zweiten Identität hatte er aber dafür alle Freiheiten zu improvisieren und Dinge ausprobieren, weil er ja ganz genau wusste, was zurückkommen würde."
Sinn für Humor
Was passiert, wenn man sich selbst begegnet? Dieser bohrenden Frage geht Duncan Jones auf intelligente Weise nach. Beklemmend kann es da werden, wenn plötzlich nicht mehr sicher ist, ob dieser Sam überhaupt noch im Original existiert, oder nicht vielmehr zwei Klone sich um ihre Echtheit streiten. Jones zeigt aber auch Sinn für Humor, wenn er die zwei Ichs im Tischtennis gegeneinander antreten lässt.
Duncan Jones ist erklärter Science Fiction Fan. So eigenständig seine Geschichte ist, so sehr erweist er beim Set-Design seinen Vorbildfilmen wie "Odyssee im Weltraum", "Aliens" oder "Blade Runner" seine Reverenz. Seine Mondstation ist ganz im Stil der damaligen Zeit gehalten und eher spartanisch ausgerüstet. Von funktionslosem Blinken und leerem Dröhnen hält Duncan Jones nichts: "Syd Mead, der Set-Designer von Blade Runner hatte einen Grundsatz: Von jedem Gegenstand, der irgendwann einmal und sei es nur am Rande im Film zu sehen ist, musste er ganz genau wissen, wie er in der Welt des Films funktioniert. Und das galt für unseren Film auch. Jeder Ausrüstungsgegenstand und jedes Fahrzeug mussten einen ganz konkreten Zweck erfüllen."
Nichts weniger als Philosophie im Weltraum wird in "Moon" betrieben. Und das auf eine spannende Weise, so dass einem beim Zusehen der Atem stockt. Duncan Jones wird man sich nicht nur als Sohn von David Bowie, sondern als höchst innovativen Filmregisseur merken müssen.