Ausstellung in der Belvedere-Orangerie

Rodin und Wien

"Rodin und Wien" heißt eine Ausstellung, die am Freitag, 1. Oktober 2010 in der Orangerie des Belvedere in Wien eröffnet wird. Rund um acht Skulpturen, die das Belvedere von Auguste Rodin besitzt - kombiniert mit etlichen Leihgaben - wird hier der Einfluss des großen französischen Bildhauers auf österreichische Künstler wie Kokoschka, Schiele und Fritz Wotruba untersucht.

Mittagsjournal, 30.09.2010

Verbindung zu den Secessionisten

Unglaublich modern für seine Zeit war die hoch quellende Stirn und der wild wuchernde Schopf, mit dem Rodin den Journalisten und Politiker Henri Rochefort abbildete. Er erlaubte sich - nach den glatten, gefälligen Arbeiten des Historismus - solche Übertreibungen, um Charakter und Seelenzustände auszudrücken. Diese Büste, die Rodin selbst damals als seine beste betrachtete, war ein wichtiger Grundstein für die Gründung des Belvedere, wie Belvedere-Direktorin Agnes Husslein erklärt, denn diese war ein Geschenk der Secessionisten.

Als korrespondierendes Mitglied der Wiener Secession beschickte Rodin ab 1898 die Ausstellungen in der Secession. 1901 war er, der damals vielen als größter Künstler seiner Zeit galt, im Zentralen Raum mit mehreren Hauptwerken vertreten. Zu sehen war da auch Eva, die zum Höllentor gehören sollte. Sie wird hier, den Vorstellungen Rodins entsprechend, ohne Sockel am Boden präsentiert, dahinter ein fotografisches Remake des Höllentores nach Dante, in Originalgröße. Eine sehr gelungene Inszenierung dieser Plastiken, die von der Suche nach absoluter Wahrhaftigkeit geprägt sind. Balzac etwa steht da mit übergroßen buschigen Augenbrauen und gewaltiger Nase in massiger Präsenz.

Bedeutung der Fotografie erkannt

Kurator Stephan Koja erklärt zur Faszination von Auguste Rodin, gut sichtbar auch bei einem der "Bürger von Calais", der hier ebenfalls am Boden steht, es sei "diese vibrierende, unruhige Oberfläche, das noch die modellierende Hand erkennen lässt" und andererseits "die Macht des Geistes".

Eine ganze Serie von Fotos veranschaulicht auch die Arbeitsweise, die Rodin in seinen vielen Ateliers mit zahllosen Mitarbeitern pflegte. Rodin habe ganz strategisch an seiner Karriere gearbeitet, so Koja, er war sich als Erster der Bedeutung der Fotografie bewusst und habe Fotografen in seinem Atelier arbeiten lassen. "Er hat diese Fotografien benützt, um weltweit Propaganda für sein Werk zu machen."

Nicht nur die intensive Präsenz Rodins im Wien der Jahrhundertwende wird in dieser Ausstellung deutlich, sondern auch sein starker Einfluss auf Künstler wie Kokoschka oder Schiele. Ihre Zeichnungen zeigen verblüffende Parallelen zu den Zeichnungen Rodins. Und auch eine Skulptur Fritz Wotrubas ist hier - genau in Blickachse - präsentiert als geistiger Nachfahre eines schreitenden Torsos von Auguste Rodin. Eine interessante Ausstellung rund um Bildhauermeister Rodin.

Service

Ausstellung "Rodin und Wien", 1. Oktober 2010 bis 6. Februar 2011, Orangerie und Unteres Belvedere Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (EUR 1,-).

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