Nach Unfall in Aluminiumwerk

Giftschlamm in Ungarn: Notstand in drei Komitaten

In Ungarn ist in einem Aluminiumwerk der Damm eines mit ätzendem Rotschlamm gefüllten Beckens gebrochen. Das giftige Material hat sich über die umliegenden Dörfer ergossen. Vier Menschen sind tot, 120 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Es ist die größte Umweltkatastrophe, die je in Ungarn stattgefunden hat.

Abendjournal, 05.10.2010

Verätzungen am ganzen Körper

Es ist ein Bild der Verwüstung. In den Dörfern um die Fabrik steht der ätzende Rote schlamm Meterhoch. Eine Million Kubikmeter sind aus dem Becken ausgelaufen und haben ganze Häuser unter sich begraben. Die Menschen die mit dem Schlamm in Kontakt gekommen sind, sind schwer verätzt, Über 100 wurden in die umliegenden Spitäler eingeliefert.

So wie die Pensionistin Karolyn Toro: "Ich habe am ganzen Körper Verätzungen, ich wurde mit salben behandelt doch es nässt immer noch." Sie wird überleben doch bei anderen sind sich die Ärzte noch nicht sicher. Denn der Rotschlamm ist eine Lauge und ist tückisch und träge.

Zustand der Patienten verschlechtert sich

Taal Janos ist ärztlicher Leiter eines Spitals, das 12 Verletzte aufgenommen hat. Der Zustand seiner Patienten verschlechtert sich von Stunde zu Stunde. "Die Verätzungen werden immer größer. Bei einem der Opfer war 1/3 der Hautoberfläche verätzt, doch die Substanz breitet sich aus und frisst sich langsam in die Haut ein. Morgen können schon 2/3 der Hautoberfläche verätzt sein. Dann werden seine Überlebenschancen geringer."

Gips gegen weitere Ausdehnung

Die Hilfsmannschaften sind aus ganz Ungarn herbeigekommen, sie versuchen den Schlamm mit Gips zu binden, bestätigt Szuts György vom Katastrophenschutz. "Wir haben an zwei Stellen mehrere Tonnen Gips aufgeschüttet, damit die Lauge nicht in die Raab und andere Flüsse gelangt."

Aber das große Fischsterben hat bereits eingesetzt. Tausende tote Fische wurden an das Ufer des Flusses Marcall geschwemmt.

Werk unter Beschuss

Das Aluminiumwerk, aus dem der Schlamm ausgetreten ist, steht jetzt unter Beschuss. Der ungarische Umweltminister Zoltan Illes Kündigt strenge Maßnahmen an: "Wir haben dem Betreiber Mal bereits angeordnet mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Wenn sie es nicht tun wird es ernste Konsequenzen geben." Und er stellt die Frage wieso fast eine Million Kubikmeter Schlamm austreten konnten, wenn in allen Katastrophenplänen das Risiko mit nur 300.000 Kubikmeter beziffert war.

Aus diesem Grund hat auch die Polizei bereits mit Ermittlungen begonnen, bestätigt auch die Sprecherin der Staatsanwaltschaft: "Es hat im Fabriksgebäude bereits erste Hausdurchsuchungen gegeben. Weitere Ermittlungen werden folgen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, so könnten die Behörden Anklage wegen fahrlässiger Tötung erheben."