Wer würde Arbeit der Zivildiener übernehmen?
Wehrpflichtdiskussion wird zu Wahlkampfthema
Pro Jahr leisten etwa 25.000 Grundwehrdiener pro Jahr ihre Wehrpflicht ab. Doch bei der Debatte um die Abschaffung des Grundwehrdienstes geht es vor allem auch darum, wer die Arbeit der jährlich etwa 9.000 Zivildiener übernehmen würde.
8. April 2017, 21:58
Frühjournal, 6.10.2010
Kleines Verteidigungsbudget
Österreich hat mit 2,1 Milliarden Euro weltweit eines der kleinsten Verteidigungsbudgets. Im Zuge der Sanierung des Staatshaushaltes muss auch das Heer kürzer treten. Unter anderem wird an die Stilllegung von Material gedacht. Die Struktur des Heeres ist ein Mischsystem. Aktuell gibt es gut 16.000 Berufssoldaten und 9.000 Zivilbedienstete. Und übers Jahr gerechnet 25.000 Grundwehrdiener, die jeweils sechs Monate ihre Wehrpflicht ableisten müssen. Das Verhältnis zur Zahl der Zivildiener lautet etwa zwei zu eins.
Wer würde Zivildiener ersetzen?
Knapp 13.000 Zivildiener müssen in der Regel acht Monate Sozialarbeit versehen. Wer bei einer Abschaffung der Wehrpflicht diese Tätigkeiten übernimmt, ist ein wesentlicher Nebenaspekt der Wehrpflichtdebatte. Aufgaben des Heeres sind noch immer die Landesverteidigung, der Katastrophenschutz und die Auslandseinsätze. Letztere gewinnen stetig an Bedeutung und erhöhen auch das Renommee des Staates. Derzeit sind in zwölf Auslandsmissionen 1.200 Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres im Einsatz.
Assistenzeinsätze an der Grenze
Regionalpolitikern besonders wichtig sind schließlich noch die Assistenzeinsätze in Grenznähe. Obwohl ihre Sinnhaftigkeit seit längerem stark angezweifelt wird, läuft dieser Einsatz an den Ostgrenzen seit nunmehr fast 20 Jahren.
Experte Reiter: Wehrpflicht unsinnig
Eine klare Wortmeldung kommt vom Heeres- und Militärexperten Erich Reiter, er war Sektionschef im Verteidigungsministerium, für ihn ist die Wehrpflicht - militärisch und wirtschaftlich - unsinnig. Auch das Argument, wir brauchen die Wehrpflicht, um Auslands- und Katastropheneinsätze aufrechtzuerhalten, lässt Reiter nicht gelten.
Morgenjournal, 06.10.2010
Militärexperte Erich Reiter im Gespräch mit Helene Seelmann.
Offiziere: Wehrpflicht bleibt
Manche Experten halten die Wehrpflicht für tatsächlich überholt, die Offiziersgesellschaft hingegen probt den Aufstand und will sie nicht in Frage stellen.
Mittagsjournal, 06.10.2010
Offiziersgesellschaft für Beibehaltung, Klaus Webhofer
Übersicht
- Verteidigung
- Wien-Wahl 2010
