Zeitgleich Terroranschlag auf britische Diplomaten

Schüsse auf OMV-Gelände im Jemen

Fast gleichzeitig hat es heute im Jemen einen Raketenangriff auf britische Diplomaten und eine Schießerei mit einem Toten in einem Büro des österreichischen Erdölkonzerns OMV gegeben. Während der Angriff auf die Briten wohl eindeutig ein Terroranschlag war, sind die Motive für die zweite Gewalttat noch unklar.

Abendjournal, 6.10.2010

OMV: Kein Hinweis auf politisches Motiv

Der Jemen ist der Hauptsitz der Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel, einer lokalen Gruppe des internationalen Terrornetzwerkes, die immer wieder Ausländer angreift und insbesondere Einrichtungen zur Förderung von Öl ins Visier genommen hat. Vor zwei Tagen hatte die jemenitische Regierung überdies eindringlich vor einem bevorstehenden Anschlag gewarnt. Als dann heute Berichte über Schüsse im Büro der OMV im Jemen eintrafen, schien vielen gleich klar, dass es sich um einen Terrorakt handelt. Doch OMV-Sprecherin Michaela Huber widerspricht: "Zum Motiv kann ich derzeit noch nichts sagen, aber es gibt derzeit keine Hinweise, dass ein politisches Motiv hinter dieser Tat stecken würde."

Wachmann schießt um sich

Fest steht, dass ein französischer Mitarbeiter einer für die OMV arbeitenden Leihfirma tot ist, ein Brite ist schwer verletzt. Der Täter ist ein jemenitischer Wachmann, der ebenfalls für die OMV tätig war. Er hatte im Büro offenbar plötzlich begonnen, um sich zu schießen. Der Mann wurde schließlich von jemenitischen Sicherheitskräften überwältigt, er wird zurzeit verhört. Auch wenn er kein Terrorist ist, OMV-Sprecherin Huber räumt ein, dass der Jemen ein besonders gefährliches Arbeitsgebiet ist: "Für den Jemen gelten besonders hohe Sicherheitsstandards, zum Beispiel eine Reisebeschränkung: Unsere Mitarbeiter sind zum Beispiel ohne Familien vor Ort."

Trotz Gefahren: 300 OMV-Mitarbeiter im Jemen

Im Juli haben mutmaßliche Terroristen der Al-Kaida jenes Ölfeld angegriffen, auf dem auch die OMV Öl fördert, sechs Soldaten und drei Terroristen sind damals bei einem Feuergefecht getötet worden. Doch trotz der Gefahren beschäftigt die OMV zurzeit rund 300 Mitarbeiter im Jemen, davon 16 Österreicher. Der Jemen zählt für den österreichischen Konzern zurzeit zwar noch nicht zu den wirklich großen Förderländern, er gilt aber als Hoffnungsgebiet für die Zukunft.

Und während sich für die OMV vielleicht letztlich herausstellt, dass die heutige Bluttat nichts mit Terrorismus zu tun hat, ist bei einem anderen, ebenfalls heute erfolgten Angriff wohl nicht zu bestreiten, dass militante Extremisten dahinterstecken: Ein Auto der britischen Botschaft ist am Vormittag mit einer Rakete beschossen worden. Ein Diplomat und drei Passanten wurden verletzt.