Ehefrau informierte Liu im Gefängnis

Friedensnobelpreisträger erhielt Besuch

Die Ehefrau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo hat ihren inhaftierten Mann am Sonntag getroffen. Das berichtete das Hongkonger Informationszentrum für Demokratie und Menschenrechte unter Hinweis auf die Familie. Liu Xia dürfte den Bürgerrechtler dabei über seine Auszeichnung unterrichtet haben.

Nachrichten, 10.10.2010

Arrangiertes Treffen

Nach der Bekanntgabe des Friedensnobelpreises für den inhaftierten chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo hatte das Verschwinden seiner Ehefrau bei Menschenrechtlern Besorgnis ausgelöst. Jetzt wurde bekannt, dass sie zu dem Gefängnis nach Jinzhou gebracht wurde, wo ihr Mann eine elfjährige Haftstrafe wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" absitzt. Das Treffen war von der Polizei in der rund 500 Kilometer von Peking entfernt gelegenen Stadt arrangiert worden.

Sorgen unbegründet?

Frau Liu war besorgt, dass sie danach vielleicht nicht nach Peking zurückkehren könnte und unter Hausarrest gehalten wird. Doch berichtete das Hongkonger Zentrum, dass Liu Xia am Montag nach Peking zurückkehren soll.

Die Polizei riegelte am Sonntag die Straßen zum Gefängnis Jinzhou ab, nur Anwohner und Beamte durften die Kontrollposten passieren. Auf telefonische Anfragen reagierte das Gefängnis nicht.

Haft wegen "Untergrabung der Staatsgewalt"

Das Nobelpreis-Komitee hatte am Freitag erklärt, dass Liu Xiaobo den diesjährigen Friedensnobelpreis für seinen "langen und gewaltlosen Kampf" für die Menschenrechte in China erhalten werde. Der 54-Jährige war Weihnachten 2009 wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Unter anderem wurden ihm das Verfassen und die Verbreitung der sogenannten Charta 08 vorgeworfen, eines Aufrufs zu umfassenden politischen Reformen in China.

"Krimineller", "politisches Instrument"

Während die Auszeichnung von Staats- und Regierungschefs in aller Welt begrüßt wurde, reagierte Peking mit scharfer Kritik und bezeichnete Liu als "Kriminellen". Die Berichterstattung über den ersten Friedensnobelpreisträger des Landes wurde in chinesischsprachigen Medien unterbunden, englischsprachige Medien in China veröffentlichten nur die wütenden Reaktionen der Regierung. Die staatliche Zeitung "Global Times" etwa schrieb am Samstag, das Nobel-Komitee habe den Preis zu einem "politischen Instrument" gegen China gemacht.

Mehrere Verhaftungen

Die chinesische Polizei hatte am Freitagabend nach Angaben von Menschenrechtlern in Peking, Shanghai und anderen Städten bei Feiern anlässlich der Auszeichnung Lius mehrere dutzend Menschen festgenommen.

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