Vom Schulfunk zum Radiokolleg

Schulfunk-Gestalter Alfred Faschingeder verstorben

Ende September 2010 verstarb der Producer der Sendereihe Schulfunk: Alfred Faschingeder. Er gestaltete an die 10.000 Sendungen und entwickelte das "Massenprodukt Schulfunk" von biederer Didaktik zu moderner Dramaturgie weiter, bis es sich zum Radiokolleg wandelte.

Alfred Faschingeder begann 1963 beim Österreichischen Rundfunk zu arbeiten. Der promovierte Germanist, geboren 1927, wurde vom damaligen Abteilungsleiter Franz Gregora für den Schulfunk angestellt und war dort zunächst für das Lektorat und die Überarbeitung der Manuskripte zuständig.

Die Sendungen wurden damals meist von Lehrkräften konzipiert und entsprachen nicht den Bedürfnissen des Mediums Radio. "Das waren keine Künstler!" meinte Faschingeder später. Als er in den Schulfunk einstieg, ließ die Qualität der Sendungen sehr zu wünschen übrig. Meist handelte es sich um einen Dialog zwischen einem fragenden Kind und einem wissenden Erwachsenen. Solche Dialoge konnte der Lehrer in der Schule aber auch ohne Radio selber führen.

Faschingeder sorgte für eine Dramatisierung der Sendungen: Interviews und Reportagen wurden die Regel, Studiobesuche lockerten das Ganze auf. Faschingeder begrüßte Prominente wie Hugo Portisch, den Physiker Horst Pietschmann oder den Psychologie-Professor Giselher Guttmann in seinem Studio.

Massenprogramm Schulfunk

Über die Jahre entstanden so an die 10.000 Sendungen. "Der Schulfunk war ein Massenprogramm", so Faschingeder. Er lief jeden Werktag, vormittags von 9.00 bis 10.00 Uhr, nachmittags nochmals nach 15.00 Uhr. Auch Samstags wurde gesendet, meist zu Literaturthemen oder Musikerziehung.

Neben Beiträge aus den Fächern Naturwissenschaften, Sozialkunde, Religion, Geographie und Wirtschaftskunde, Geschichte und Sozialkunde, Deutsch und Musikerziehung lag einer der Schwerpunkte im Bereich der Spracherziehung. Neben englischen, französischen und italienischen Beiträgen wurde bis in die 1970er Jahre auch für den Russisch-Unterricht gesendet.

In den Schulen wurde der Schulfunk über Jahre hinweg gut angenommen. Eine Erhebung aus dem Jahr 1970 brachte zutagen, dass er in 89 Prozent der österreichischen Schule zumindest "fallweise", in 73 Prozent der Schule sogar öfter im Monat genutzt wurde. In vielen Schulen wurden interessante Sendungen auf Band gespeichert und zur gegebenen Zeit im Unterricht genutzt. Doch nur 73 Prozent der Schulen besaßen damals ein Magnetophon, die anderen waren auf die live-Nutzung des Radios angewiesen.

Aus dem Schulfunk wird das Radiokolleg

Der Schulfunk selbst war eine alte Erfindung. In Österreich gab es ihn seit 1932; in der NS-Zeit wurde er für die Propaganda funktionalisiert. 1947 wieder aufgenommen, wurden bis 1984 Sendungen für fast alle Fächer gesendet.

"Aber zu Mathematik kann man im Radio keine Sendung machen", erzählte Faschingeder später. So kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit dem Unterrichtsministerium, dem alle Sendungen zur Approbation vorgelegt werden mussten. Die Kontrolle durch das Unterrichtsministerium wurde zunehmend als Bevormundung empfunden. Als 1984 der Schulfunk ins heute noch laufenden Radiokolleg umgewandelt wurde, konnte man sich von der Fremdkontrolle befreien.

Alfred Faschingeder ging im Februar 1987 in Pension; er verstarb am 29. September 2010 im Krankenhaus St. Pölten im 84. Lebensjahr.

Gestaltung: Gerald Faschingeder