In 24 Tagen von Passau bis Grein

Der Donausteig

Vielleicht sind sie schon das eine oder andere Mal mit dem Rad die Donau entlang gefahren, von Passau Richtung Wien beispielsweise, oft mit Blick auf den breiten Strom. Seit Juli 2010 gibt es die Möglichkeit, die Flusslandschaft eine Spur langsamer zu erkunden, sowie von zahlreichen Panoramapunkten die Gegend aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

Von Passau über Linz nach Grein, nördlich und südlich der Donau führt der neu eröffnete, 450 Kilometer umfassende Steig. Vom hügeligen Hochland des Böhmerwaldes im Mühlviertel vorbei an bizarren Granitformationen im Innviertel, durch das Eferdinger und Linzer Becken bis ins flache Machland, entlang an felsigen Schluchten in den Strudengau. 24 Tage Etappen-Wandern oder auch nur ein paar Stunden: alles ist möglich.

Aussichtspunkt Penzenstein

Petra Riffert von der Werbegemeinschaft Donau Oberösterreich war wesentlich an der Entwicklung des Konzeptes beteiligt, für das insgesamt 46 Gemeinden überzeugt werden mussten, vier davon befinden sich in Bayern.

Als persönliche Lieblingsplätze nennt sie den Aussichtspunkt Penzenstein zum Beispiel. Er befindet sich 50 Kilometer von Passau entfernt, sozusagen im ersten Drittel des Donausteigs. Eine renovierte Kapelle aus dem 18. Jahrhundert steht auf dem eingezäunten Aussichtsplatz, dahinter ein Granitfels, auf dem ein schlichtes Kreuz thront.

Von hier aus wird der Blick frei für die steilen, bewaldeten Nord- und Südhänge, die zum breiten Donaustrom hinab führen. Grau-grün schillernd wälzt sich da der Fluss durch das Kraftwerk Jochenstein und vorbei an der Marktgemeinde Engelhartszell.

Dieser Teil des Donausteigs befindet sich im Europaschutzgebiet "Oberes Donautal", das von Passau bis Aschach reicht. In seinen Schluchtwäldern und Felswänden haben gefährdete Vogelarten wie der Schwarzstorch und der Uhu einen Lebensraum gefunden.

Das Naturwunder Oberösterreichs

Ein weiterer beliebter Aussichtspunkt ist die "Schlögener Schlinge", ein Naturwunder Oberösterreichs. Hier konnte die Donau den harten, vulkanischen Granit nicht durchschneiden und war zu einer 180-Grad-Wendung gezwungen. Man blickt auf eine Fels- und Waldlandschaft, in die der Fluss ein mächtiges, breites S geschnitten hat. Der Aussichtsort zählt zu den markantesten Punkten im Gesamtverlauf des insgesamt 2.860 Kilometer langen Flusses.

Das einzige Trappistenkloster Österreichs

Man kann eine Wanderung entlang des Donausteigs auch nützen, um neue Lebenswelten kennen zu lernen. Durch das einzige Trappistenkloster in Engelszell zum Beispiel führt Abt Marianus Hauseder: "Das Kloster steht unter Naturschutz und wir stehen unter Denkmalschutz, wir sind nur mehr sieben Trappisten", erzählt er, "also bitte behutsam mit uns umgehen".

Die sieben Trappisten sind zwischen 40 und 91 Jahre alt. Sie bewohnen nicht mehr das gesamte Klosterareal, ein Teil wurde der Caritas übergeben, ein anderer dient als Seniorenhaus. Für die wirtschaftliche Existenz spielt die Käse- und Likörproduktion eine wesentliche Rolle. 1929 hat ein Schweizer Apotheker ohne Nachkommen den Trappisten ein Rezept für ein Kräuterelixier angeboten, das die Mönche klugerweise angenommen haben. 43 Kräuter werden heute nach genauer Zusammensetzung verkocht, das Rezept kennt nur einer der Trappisten.

Bierkulinarium im Mühlviertel

64 Gastwirte entlang des Donausteiges dürfen sich "Donausteigwirt" nennen. Dieses Prädikat war offenbar nicht ganz leicht zu erwerben. In mehreren Workshops mussten die Wirte lernen, Pauschalangebote zu schnüren: für den Genusswanderer, für den Weitwanderer, den Tagesausflügler.

Gerhard und Martina Weiss führen eine Pension im Feriendorf Pühret bei Neustift im Mühlviertel. Ein Schwimmteich im Garten, ein kleines Gehege mit Ponys und Kaninchen lassen den Schwerpunkt leicht erkennen: das Ehepaar Weiss hat sich auf Familien mit Kindern spezialisiert. Und auf Wanderer, die sich nach anstrengendem Marsch im Wellness-Bereich erholen und später im Gastgarten bei ausgesprochen guter Kost ihr Wissen erweitern möchten: zum Beispiel über den Gerstensaft.

In einem sogenannten Bierkulinarium bietet das Ehepaar ein fünfgängiges Menü an und serviert dazu jeweils passend sechs verschiedene Biersorten. Zum Dessert etwa - Vanilleeis mit Kürbiskernöl - wird ein dunkles Schokoladenbier gereicht, ein Stout.

Urlaub gestern und heute

In einer ruhigen Minute räsoniert Gerhard Weiss: Ende der 50er Jahre kamen die ersten Urlaubsgäste in die Pension, die damals noch von seinen Eltern geführt wurde. Berliner, die gleich einmal vier Wochen blieben, höchstens zum Mittagessen auftauchten und sich sonst selbst beschäftigten, Karten spielten, keine Ausflüge machten, vielleicht ab und zu eine Wanderung. "Die haben sich noch wirklich erholt und die Seele baumeln lassen, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen."

Heute hat sich der Urlaub auf ein paar Tage oder eine Woche verkürzt. Die Gäste kommen auch nicht mehr aus Berlin sondern vermehrt aus Österreich und sogar aus Oberösterreich selbst. Jeden Tag brauche man ein Programm: von der geführten Wanderung bis zur abwechslungsreichen regionalen Küche. Für die Familien Kinderbetreuung, für die Kinder Piratenbootsfahrt, Traktorfahrt, Indianerausflug. "Man muss diesen Beruf mögen und gerne mit Menschen umgehen", sagt Gerhard Weiss. "Wenn es zu einem Muss wird, funktioniert es sowieso nicht."

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