70 Firmen im In- und Ausland

A-Tec: Kaum Folgen in Österreich

Die A-Tec-Gruppe des Industriellen Mirko Kovats ringt ums Überleben. Am Mittwoch musste die Holding Insolvenz anmelden. Die heimischen Standorte sollen jedoch kaum betroffen sein. Vor gut zehn Jahren hat Kovats begonnen, die A-Tec-Industries aufzubauen. Unter der Holding hat er im Laufe der Zeit an die 70 Firmen im In- und Ausland versammelt.

MIttagsjournal, 21.10.2010

12.000 Beschäftigte

Ende der 1990er Jahre nimmt sich Mirko Kovats der ersten Firma seines künftigen Konzerns A-Tec-Industries an. Er kauft die Hälfte der Werkzeugmaschinenfirma EMCO in Hallein. Stück für Stück erweitert er seine Holding mit Firmen, die wirtschaftlich Probleme hatten. Dementsprechend günstig waren sie zu haben. In Europa betreibt die A-Tec-Gruppe mehr als 35 Standorte, hinzu kommen Werke in Asien, den USA oder Australien. In Summe beschäftigt der Konzern an die 12.000 Menschen.

Kaum Verflechtungen

Unter der Holding finden sich vier Sparten - Maschinenbau, Motoren, Kupfer und Anlagebau. Die Töchter agieren unabhängig voneinander, so Mirko Kovats Mittwochabend. Untereinander gebe es praktisch kein Geschäft - ein niedriger einstelliger Millionenbetrag bei insgesamt 2,7 Milliarden Euro.

Mängel lange verdeckt

Der Anlagebau namens Austrian Environment & Energy (AE & E) hat die Firmenzentrale in Raaba bei Graz und hat zuletzt an die 60 Prozent des Umsatzes ausgemacht. In dem Unternehmen finden sich große Teile der ehemaligen Waagner-Biro wieder. Aus der einstigen Vorzeigesparte Austrian Environment & Energy ist mittlerweile die größte Baustelle der schwach finanzierten Holding geworden. Gute Auftragslage und die in der Branche üblichen hohen Anzahlungen für Projekte hatten die Mängel lange verdeckt.

Baustellen und Workshops

Nun tut handeln not, alles in der Sparte "Anlage" werde geprüft, sagt Mirko Kovats. Die AE & E werde sicher umstrukturiert "im Sinne einer Verschlankung und Effizienzsteigerung", kündigt er an. Dazu gebe es bereits "sehr intensive Workshops".

Eine weitere größere Baustelle der A-Tec steht ebenfalls in der Steiermark. In Spielberg nahe Zeltweg produziert die ATB Austria Antriebstechnik Elektromotoren. Erst vor einem Monat hat Kovats den Betrieb in Frage gestellt - wegen viel zu hoher Lohnkosten.

Gespräche mit Gläubigern

Das nun eingeleitete Sanierungsverfahren in Eigenverantwortung gilt nur für die Konzernmutter, die primär wegen Anleihen mit 350 Millionen Euro verschuldet ist. Auf einen ähnlich hohen Betrag summieren sich die Haftungen. Das sind Bürgschaften gegenüber den Töchtern. In wie weit diese einzulösen sind, das konnte Kovats noch nicht sagen. Auch das wird Gegenstand der Gespräche mit den Gläubigern werden - Banken und institutionelle Anleger.

Eigenleistung von Kovats unklar

Vier Jahre nach dem umstrittenen Börsengang - A-Tec hat mit der Privatstiftung von Mirko Kovats Geschäfte gemacht - folgt der rasanten Expansion ein jäher Stopp. In wie weit sich der Konzernchef und Hauptaktionär an der Sanierung beteiligt, ist noch unklar. Mirko Kovats gehören zwei Drittel der A-Tec-Aktien - nach dem letzten Aktienkurs entspricht das einem Wert von etwa 100 Millionen Euro.

Mirko Kovats - ein Porträt

Mittagsjournal, 21.10.2010

Taktik oder Poker?

Mirko Kovats ist als Unternehmer schon seit Jahrzehnten umstritten. Wo die einen einen blendenden Taktiker sehen, erkennen die anderen einen unberechenbaren Pokerspieler. Mit spektakulären Firmenübernahmen machte Kovats satte Gewinne, aber nicht immer gingen seine Strategien auf - etwa, als er beim Kauf der Bank Burgenland scheiterte -, und teils geriet er auch mit der Justiz in Konflikt.

Selbstbild Sanierer

Mirko Kovats, Jahrgang 1948, war nach seinem Wirtschaftsstudium in den 1980er- und 1990er- Jahren in der Immobilienbranche tätig und betrieb außerdem Handel mit Maschinen, seine Kunden waren hauptsächlich in Osteuropa. Als sein Vorbild nannte Kovats den US-Investor und Multimilliardär Warren Buffet. Kovats sah sich als Sanierer, der marode Firmen übernimmt und umkrempelt.

Serie von Übernahmen

Die Geschichte von Mirko Kovats' Industriegruppe A-Tec begann im Jahr 1997, als Kovats die Hälfte der Anteile am Salzburger Maschinenbauer Emco übernahm. Es folgten weitere Zukäufe, so übernahm Kovats den Elektromotorenhersteller Austria Antriebstechnik ATB sowie den steirischen Anlagenbauer AE&E, der dann zur Vorzeigedivision der A-Tec Gruppe wurde, dessen Probleme aber nun einer der Gründe für die Insolvenz von A-Tec sind.

Umstrittene Geschäfte

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Kovats, als er sich im Jahr 2003 in den damals darniederliegenden Technologiekonzern VA-Tech einkaufte, dort nach und nach zum größten Aktionär aufstieg und im Jahr 2004 - trotz Protesten der Politik und der Belegschaft - die VA Tech an den deutschen Großkonzern Siemens komplett verkaufte. Kovats und seine Mitinvestoren verdienten mit diesem Deal rund 150 Millionen Euro. Nach dem Kauf der Montanwerke in Brixlegg mischt Kovats auch in der europäischen Kupferbranche mit, mit wechselndem Erfolg, zudem hielt er auch Anteile an der M&A Privatbank.

Rückschläge

Mirko Kovats verzeichnete auch klare Misserfolge, so scheiterte etwa sein Versuch, im Jahr 2005 die Bank Burgenland zu übernehmen, an landespolitischen Widerständen, auch ein Kauf der Wiener Grundig-Werke schlug fehl.

Chancen der Insovenz

Bereits im September sagte Kovats, möglicherweise bereits im Hinblick auf das Schicksal von A-Tec, eine Insolvenz sei nicht unbedingt etwas Negatives, sie biete auch die Chance, als Unternehmer neu durchzustarten.

Berührung mit Justiz

Kovats stellte sich selbst gern als Sanierer und Unternehmensretter dar. Menschen, die mit ihm zu tun haben oder hatten, sehen das vielfach anders. Der Erfolg gehe Kovats über alles, ob er bei seinem Vorgehen Regeln breche, sei ihm egal, heißt es etwa aus seinem Umfeld. In der Tat geriet Kovats auch mit der Justiz in Konflikt, so wurde etwa im Jahr 2007 ein Strafverfahren wegen betrügerischer Krida in Zusammenhang mit der Pleite einer Diskothek in der Shopping City Süd gegen Mirko Kovats geführt, das Verfahren ist allerdings mittlerweile eingestellt. Zudem mischte Kovats auch beim Schweizer Mischkonzern Oerlikon mit, gemeinsam mit den Investoren Stumpf und Pecik, gegen die die Schweizer Börsenaufsicht ermittelt.

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