"Sanierer" will Unternehmen selbst sanieren

Kovats-Firma A-Tec zahlungsunfähig

Der österreichische Mischkonzern A-Tec hat Insolvenz angemeldet. Die Wiener Börse hat daraufhin das Papier bis auf weiteres vom Handel ausgesetzt. Die Holding mit Hauptaktionär Mirko Kovats an der Spitze konnte eine millionenschwere Anleihe nicht rechtzeitig zurückzahlen.

Morgenjournal, 21.10.2010

Fehlschlag in Australien

Die Holding konnte eine annähernd 100 Millionen Euro umfassende Anleihe nicht rechtzeitig refinanzieren, Banken haben Kreditlinien nicht verlängert, die Konzernführung konnte neue Investoren nicht finden. Laut Mirko Kovats sind für die Entwicklung zwei fehlgeschlagene Kraftwerksprojekte in Australien ausschlaggebend. Involviert ist die australische Tochter des Anlagebauers Austrian Environment & Energy, die in den vergangenen Monaten immer schlechtere Zahlen geschrieben hatte.

"Fast fertiges Kraftwerk storniert"

Hinzu sei dann noch der Ausstieg eines Auftraggebers aus Fernost gekommen, sagt Mirko Kovats: "Ein staatliches chinesisches Unternehmen, das ein Fünfeinhalb-Milliarden-Dollar-Stahlwerk in Australien baut, hat ein zu 95 Prozent fertiges Kraftwerk storniert. Das ließ sich nicht erkennen."

Eigenbeitrag von Kovats?

Über eine Stiftung hält Kovats an A-Tec 67 Prozent. Nach dem letzten Aktienkurs entspricht das gut 100 Millionen Euro. Gefragt nach seinem Beitrag zur Sanierung sagt der Konzernchef, das werde in den nächsten Wochen ein Thema sein: "Wir werden mit allen Stakeholdern, Banken, auf allen Ebenen konstruktive Gespräche führen."

A-Tec verfügt über vier eigenständige Divisionen, die nicht von der Insolvenz betroffen sind. Probleme gebe es derzeit nur bei der einstigen Vorzeigesparte Anlagebau, so Mirko Kovats. Solange er mit den Gläubigern nach einer Lösung sucht, wackelt sein Reich - zerteilt werden darf es nicht.

"Kovats muss Financier auftreiben"

Insolvenz-Experte Hans Georg Kantner im Morgenjournal-Interview am 21.10.2010 mit

30 Prozent gesetzliche Mindestquote

Kovats steht jetzt unter großem Druck, seine Unternehmensgruppe zu retten. In den nächsten Wochen muss er unbedingt Geldgeber finden. Seinen Gläubigern muss er eine Quote anbieten, zu der er seine Schulden begleichen kann, erläutert im Ö1-Morgenjournal Hans Georg Kantner, Insolvenz-Experte beim Kreditschutzverband von 1870. Der Vorschlag laute derzeit 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Das sei die vom Gesetz für diesen Fall vorgesehene Mindestquote. Kovats müsse nun einen Geldgeber auftreiben, der diese Quotenzahlung finanziert. "Das ist die wesentlichste Aufgabe", so Kantner.

Folgen für Mitarbeiter?

Für dieses "Sanierungsverfahren unter Eigenverwaltung" läuft die Frist 90 Tage. Sollte das nicht gelingen, dann könne es immer noch ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung und ohne großen Zeitdruck geben, erklärt Kantner. Dann könnten auch Unternehmensteile veräußert werden. Für die weltweit 12.000 A-Tec-Mitarbeiter, in Österreich rund 1.700, macht sich Kantner vorerst keine Sorgen, vor allem nicht um jene Mitarbeiter, die in Unternehmen des Konzerns arbeiten, die eine gute Marktposition haben.

Hochmut vor dem Fall?

Mirko Kovats bekommt vom Gericht einen Verwalter zur Seite gestellt. Damit verliert einer der umstrittensten Manager Österreichs die Kontrolle über sein Unternehmen. Ausgerechnet Kovats, der erst vor kurzem ein Buch veröffentlicht hat, das einen Rundumschlag gegen Österreichs Politik und Wirtschaft enthält. Dort bezeichnet er den Staat Österreich als Insolvenzfall und schreibt, "würde ich wie unsere Politiker handeln, würde mir das vermutlich zehn Jahre Gefängnis einbringen." Hochmut vor dem Fall? Kantner dazu: "Das muss man so nehmen, wie er es gesagt hat. Das ist Teil seiner Persönlichkeit. Und wir sprechen ja nicht über die Republik Österreich. Die ist in Wahrheit kein Sanierungsfall, jedenfalls nicht in dem Ausmaß wie die Firma A-Tec-Holding."

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