Sumatra: Zehn Dörfer weggespült

Tsunami fordert 108 Tote in Indonesien

Bei einem Tsunami sind in Indonesien 108 Menschen ums Leben gekommen. Hunderte weitere werden noch vermisst. Die schwere Flutwelle hat gestern nach einem Erdbeben der Stärke 7,5 auf den abgelegenen Mentawai-Inseln überrollt. Die Inseln befinden sich etwa 280 Kilometer westlich von Sumatra.

Noch 167 Personen vermisst

Bei einem schweren Erdbeben und einem anschließenden Tsunami sind im Westen Indonesiens vermutlich dutzende Menschen ums Leben gekommen. Zehn Dörfer seien auf entlegenen Inseln westlich von Sumatra von der riesigen Flutwelle weggespült worden, sagte Agolo Suparto von der Katastrophenschutzbehörde am Dienstag. 167 werden vermisst.

Epizentrum westlich von Sumatra

Das Beben der Stärke 7,7 erschütterte nach Angaben des Geologischen Überwachungsinstituts der USA (USGS) am Montag um 21.42 Uhr Ortszeit (16.42 Uhr MESZ) die Mentawai-Inselkette im Indischen Ozean. Das Epizentrum lag 240 Kilometer westlich von Bengkulu, einer Stadt auf der Insel Sumatra, und 280 Kilometer südlich von Sumatras Touristenregion Padang. Die indonesischen Behörden hoben eine Tsunami-Warnung nach kurzer Zeit wieder auf. Das Pazifik-Tsunami-Warnzentrum erklärte jedoch später, das Beben habe "einen großen Tsunami ausgelöst".

Wasser 600 Meter ins Landesinnere

Nach Angaben eines Mitarbeiters des Krisenstabs im indonesischen Gesundheitsministerium, Mudjiharto, verursachte das Beben auf Südpagai, einer der Inseln der Mentawai-Kette, drei Meter hohe Wellen. Das Wasser sei 600 Meter weit ins Landesinnere vorgedrungen. Im Dorf Muntei seien 80 Prozent der Gebäude zerstört worden, etliche Menschen würden vermisst, sagte Mudjiharto. Einige Stunden nach dem Beben folgten Nachbeben mit Stärken von 6,1 und 6,2.

Australisches Boot verschwunden

Rettungskräfte suchten unter anderem nach einem Boot mit neun Australiern an Bord, das seit dem Erdbeben verschwunden war. Die Organisation SurfAid International teilte mit, sie habe den Kontakt zu dem Boot "Southern Cross" verloren und suche mit einem Schiff und einem gecharterten Flugzeug nach den Vermissten. Das Boot war auf dem Weg auf eine der Mentawai-Inseln gewesen.

"Weiße Wand vom Wasser her"

Eine andere Gruppe von Australiern, die sich während des Bebens in einer Bucht auf einem Boot aufhielt, beschrieb den Tsunami als "weiße Wand", die sich vor ihnen auftürmte. Zunächst habe es unter dem Boot geschüttelt, sagte Rick Hallet, der auf Sumatra einen Bootsverleih betreibt, dem Radiosender Fairfax und dem australischen Sender Nine. "Innerhalb von ein paar Minuten hörten wir dann ein unglaubliches Getöse." Er habe als Erstes an einen Tsunami gedacht und aufs Meer geschaut. "Und da sahen wir eine weiße Wand auf uns zukommen."

Die Welle habe sich über die gesamte mehrere 100 Meter breite Bucht erstreckt. "Das war ziemlich unheimlich", sagte Hallet. Sein Boot mit 15 Menschen an Bord sei zerstört worden, ein daneben ankerndes Boot sei von der Welle mitgenommen worden und mit voller Wucht dagegen gestoßen. "Unser Boot fing Feuer und explodierte", sagte Hallet. Seine Gruppe sei ins Wasser gesprungen, einige Insassen seien 200 Meter weit vom Wasser fortgerissen worden, andere hätten sich an Bäumen festgeklammert. Nach 20 bis 30 Minuten habe sich die Flutwelle zurückgezogen.

Auswirkungen selbst auf La Reunion

Der Tsunami war auch auf der anderen Seite des Indischen Ozeans zu spüren. In einem Hafen im Norden der Insel La Reunion sanken in der Nacht auf Dienstag vier Privatboote, wie ein Journalist berichtete.

Indonesien: Besonders erdbebengefährdet

Indonesien befindet sich auf dem sogenannten pazifischen Feuerring, wo sich jährlich Hunderte Erdbeben ereignen. Bei der Tsunami-Katastrophe Ende 2004 wurden in mehreren Küstengebieten des Indischen Ozeans mehr als 220.000 Menschen getötet. Am schlimmsten betroffen war Indonesien mit 168.000 Toten.