Premiere im Burgtheater

Brechts "Heilige Johanna der Schlachthöfe"

Einer der im Moment gefragtesten Theaterregisseure Deutschlands begeht sein Debüt am Wiener Burgtheater: Michael Thalheimer inszeniert Bertolt Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe". Es erzählt die Geschichte vom vergeblichen Kampf der Heilsarmeesoldatin Johanna Dark für die Arbeiter auf den Schlachthöfen Chicagos.

Thalheimer, der immer wieder mit radikalen Kürzungen von sich reden macht, nähert sich auch dem epischen Stück von Brecht mit Klarheit und Sinnlichkeit. Am 30. Oktober 2010 ist Premiere.

Kultur aktuell, 30.10.2010

Ende der 1920er-Jahre, es herrscht Weltwirtschaftskrise. Die Schlachthöfe Chicagos produzieren zu viel, die Preise fallen. Vor diesem Hintergrund liefern sich einige Fleischfabrikanten einen gnadenlosen Verdrängungskampf, während die Arbeiter vor den verschlossenen Türen der Betriebe im Elend versinken. Johanna Dark, ein Mädchen der Heilsarmee, will eingreifen und bittet den Fleischkönig Pierpont Mauler, der sein Geld aus dem Geschäft genommen hat, um Hilfe.

Mit seinem Konzept des epischen Theaters wollte Bertolt Brecht sein Publikum zum Nachdenken anregen. Verstehen war wichtiger als Mitfühlen, das galt auch für das Verhältnis des Schauspielers zu seiner Rolle. Dennoch war es Regisseur Michael Thalheimer ein Anliegen, die sinnliche Seite der "Heiligen Johanna" hervorzukehren. Das Elend der Arbeiter, die in dem Stück als Chor omnipräsent sind, bewegt in seiner Inszenierung ebenso wie die Skrupellosigkeit der Unternehmer.

Orientiert an Jeanne d'Arc

Empathie entsteht vor allem zur Figur der Johanna Dark, dargestellt von Sarah Viktoria Frank. Überzeugend zeichnet Frank den Wandel von der braven Missionarin zur solidarischen Kämpferin für die Arbeiter nach.

Bertold Brecht hat sich mit seiner Johanna Dark stark an der französische Nationalheldin Jeanne d'Arc orientert - auch wenn die Figur in Brechts Stück ein unrühmliches Ende nimmt. Natürlich, so Thalheimer, passe das Stück in gewisser Weise auch zur gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise, allerdings will der Regisseur den Bezug des Stoffes zur Tagespolitik nicht überbewerten.

Service

Bertold Brecht, "Die heilige Johanna der Schlachthöfe", ab 30. Oktober 2010, Burgtheater Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent)

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