Ausstellung in Madrid

Malerei der Königreiche

In einer von Spanien und Mexiko gemeinsam organisierten Ausstellung wird erstmals der Einfluss der Europäischen Kunst auf die Malerei in der Neuen Welt untersucht. Die Ausstellung mit dem Titel "Malerei in den Königreichen" ist bis Ende Jänner im Königspalast und dem Prado-Museum in Madrid zu sehen und wird danach in Mexico City gezeigt.

Kultur aktuell, 30.10.2010

300 Jahre gemeinsame Geschichte

Anfang des 19. Jahrhunderts begann Spaniens Weltreich in Amerika zu zerfallen. In den sogenannten Vizekönigreichen regten sich die Unabhängigkeitskämpfer, Jahre später waren Mexiko, Bolivien und Peru freie Staaten.

Den Startschuss zur Unabhängigkeit des Kontinents, das Jahr 1810, nahmen die Kulturverantwortlichen in Mexiko und Madrid zum Anlass, einen Blick zurück auf über drei Jahrhunderte gemeinsamer Geschichte zu werfen. Man wollte in der Jubiläumsausstellung den Einfluss der Maler Europas auf die Kunst in der Neuen Welt untersuchen. Der Kommissar der Ausstellung ist der US-amerikanische Kunsthistoriker Jonathan Brown:

"Wir folgen dem Weg der Kunstproduktion innerhalb des spanischen Königreichs. Ein Weg, der in Antwerpen beginnt und irgendwo im bolivianischen Hochland, in den Silberminen Potosis endet. Entlang dieser Route wurden im Lauf von Jahrhunderten Waren, aber auch Kunstwerke ausgetauscht."

Kunstaustausch in beide Richtungen

Die gemeinsam von der spanischen Königin Sofia und der mexikanischen First Lady eröffnete Ausstellung hat unter dem Titel "Malerei in den Königreichen" Bilder aus neun Ländern und vierzig Museen, Galerien und privaten Sammlungen zusammengebracht. Darunter ein prächtiger Wandschirm, der die Begegnung zwischen dem Azteken-Herrscher Moctezuma und dem spanischen Eroberer Hernán Cortés darstellt.

Die im Madrider Königspalast und im Prado-Museum gezeigten Exponate bestätigen, dass der europäische Kunstexport keine Einbahnstraße war. "Die Ausstellung zeigt, wie Bilder und deren Ikonografie zwischen der alten und der neuen Welt ausgetauscht wurden, wie man sie aufnahm und wie man darauf reagierte", so der Direktor des Prado-Museums Miguel Zugaza.

Umschlagplatz Sevilla

Die überwiegend sakralen Bilder, die der Missionierung der Neuen Welt dienten, sind auch zu Modellen einer "universalen" Bildersprache geworden, die man auf den spanischen Philippinen ebenso verstand, wie in Amerika und Europa.

Sevilla war der Umschlagplatz für Kunst und Waren: Anfang des 18. Jahrhunderts liefen täglich Schiffe in Richtung Amerika aus. Wie die Maler in Übersee die Exporte aus Europa aufnahmen, zeigt die Madrider Ausstellung - aufschlussreich der Blick auf die indigene Kunst. In einigen der fast zwei Dutzend Marienbilder ist zu erkennen, wie Elemente aus der präkolumbischen Kunst katholische Symbole ersetzten.

"Der Einfluss spanischer und europäischer Künstler führte dazu, dass in Mexiko oder Peru eine neue Kunsttradition entstand", sagt der texanische Historiker und Spanien-Spezialist Stanley Payne. "Heute geht der Einfluss von lateinamerikanischen Künstlern und Schriftstellern aus, es kommt zu einem Austausch der Ideen."

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Patrimonio Nacional - Malerei der Königreiche (spanisch)