Kunst in der ehemaligen Mühl-Kommune

Neustart für Sammlung Friedrichshof

Seit gut 20 Jahren steht der Name "Friedrichshof" für eine gescheiterte Utopie. Denn "Friedrichshof" heißt die berühmte Kommune, die Aktionskünstler Otto Mühl 1972 im burgenländischen Ort Zurndorf gegründet hat. Jetzt präsentiert sich die Sammlung Friedrichshof in Räumlichkeiten, die von Architekt Adolf Krischanitz umgebaut worden sind.

Unheimliches Gelächter, Schreie und Stöhnen. Paul McCarthys groteske Bilderwelt ist in eine kakophone Geräuschkulisse eingebettet. Und was man sieht, ist nicht weniger verstörend: Überdimensionierte Körperteile, riesige Nasen, Ohren, Bäuche, Sex und Onanie. Gestalten, die irgendwie an Piraten erinnern. Denn es ist der Disney Blockbuster "Pirates oft the Caribbean", der Paul McCarthy zu der Installation angeregt hat, die momentan in der Sammlung Friedrichshof gezeigt wird. Entertainment, das ins Monströse kippt.

Eine karnevaleske Antwort auf Hermann Nitschs Orgien-Mysterien-Theater oder Otto Mühls Aktionen. Die Sammlung Friedrichshof hat ein kleines Aktionismus-Museum eingerichtet, das in Zukunft auch Platz haben soll für Zeitgenössisches.

Hubert Klocker, Leiter der Sammlung Friedrichshof: "Das ist eigentlich das, was ich hier verwirklichen möchte, dass man die Sammlung, die hier ständig präsentiert wird, mit wichtigen Arbeiten der Aktionisten in einen dialogischen Kontext setzt zu zeitgenössischen Positionen."

Einst die größte Aktionismus-Sammlung

Wer das Kuriositätenkabinett des Paul McCarthys hinter sich lässt und einen Raum weiter geht, ist umgeben von einem Stück österreichischer Kunstgeschichte und sieht die bekannten Blutorgien von Herrmann Nitsch, Selbstverstümmelungen von Günther Brus, Materialaktionen von Otto Mühl sowie Arbeiten von Rudolf Schwarzkogler. Kunsthistorisch wertvolle Werke, die aus den Beständen der Sammlung Friedrichshof stammen. Seit den 1980er Jahren hat die Kommune Friedrichshof Kunst des Wiener Aktionismus gesammelt.

"Das war damals auch noch leichter möglich als heute, weil in den frühen 80er Jahren die Kunstwerke nicht diese Preise hatten, die sie heute haben", erklärt Klocker. "Diese Ankäufe der Kommune waren bis zu einem gewissen Grad vielleicht auch problematisch, weil sehr viel Kunst sozusagen dadurch dem Markt entzogen wurde und eigentlich am Friedrichshof relativ isoliert waren. Längerfristig betrachtet, stellt sich heraus, dass das ein notweniger Schritt war, weil ja die öffentliche Hand und die Bundesmuseen damals kaum Interesse gezeigt haben, die Arbeiten der Aktionisten zu kaufen", sagt Hubert Klocker über die Anfänge der Sammlung Friedrichshof.

Als sich die Kommune Friedrichshof 1990 auflöste, besaß sie die damals größte Sammlung des Wiener Aktionismus. In den folgenden Jahren wurden Teile der Sammlung verkauft. Unter anderem an das Wiener Museum für Moderne Kunst, das heute über die umfangreichsten Bestände zum Wiener Aktionismus verfügt. Schon seit 2001 gibt es einen Ausstellungsraum am Friedrichshof. Mit der Neugestaltung dieser Räumlichkeiten wurde Adolf Krischanitz betraut, der für seine Entwürfe von Kunst- und Kulturbauten berühmt ist. Im Werkstätten-Bereich des Friedrichshofs hat Adolf Krischanitz einen einladenden Kunstraum geschaffen, der in Zukunft vermutlich neue Besucher anlocken wird.

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