Künstlerinnen in der Kunsthalle Wien
Power Up - Female Pop Art
"Power Up - Female Pop Art" heißt eine neue Ausstellung in der Kunsthalle Wien. Sie rückt die Rolle, die weibliche Künstlerinnen in der Pop Art der 1960er Jahre gespielt haben, in ein neues Licht. Zu Unrecht standen Künstlerinnen wie Evelyne Axell, Sister Corita oder Kiki Kogelnik im Schatten ihrer männlichen Kollegen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 04.11.2010
Frauenpower in der Kunsthalle Wien: Mit einer Schau, die ausschließlich neun Künstlerinnen der Pop-Art-Bewegung gewidmet ist, soll ein bislang weitgehend unterbelichteter Teil der zentralen Kunstform der 1960er Jahre ins Rampenlicht gerückt werden. Schließlich dominieren im bisherigen Kanon mit Andy Warhol, Robert Rauschenberg oder Roy Lichtenstein im Wesentlichen männliche Vertreter.
"Wie kann es sein, dass das Werk von so fantastischen Künstlerlinnen ausgeklammert wurde?", wunderte sich Kuratorin Angela Stief am Donnerstag bei der Präsentation der Ausstellung, die offiziell am Abend eröffnet wird. An der Qualität der Arbeiten konnte es jedenfalls nicht liegen, wie die knallbunte Ausstellung in der Kunsthalle zeigt - zu mannigfaltig sind die Werke.
Männliches Blickregime
Ein gewisser roter Faden stellt das Bestreben von Künstlerinnen wie Evelyne Axell, Dorothy Iannone oder Kiki Kogelnik dar, das männliche Blickregime zu konterkarieren - was bisweilen durch eindeutige Darstellung von Homoerotik und detaillierte Variationen über das Thema der Vagina passiert. Anders die Stillleben aus Plastikspielzeug und Puppen von Christa Dichgans, in denen die vermeintliche Emotionalität der Gegenstände durch willkürliche Reproduktion als Verkaufsmasche entlarvt wird.
Breiter Raum ist auch der bekanntesten Vertreterin der Ausstellung, Niki de Saint Phalle, gewidmet - abseits ihrer bekannten Nana-Figuren. So finden sich einige der Schießbilder, in denen Saint Phalle auf die mit Farbbeuteln behängte Leinwand feuerte, neben ihrem bronzenen Triptychon, das von gefallenen Engeln und Pistolen bevölkert wird.
Vielfalt an Materialien
Insgesamt gelungen ist die Entscheidung der Ausstellungsmacher, sich auf neun Künstlerinnen zu konzentrieren und deren Arbeiten in Werkblöcken zu zeigen. Dadurch offenbart sich die große Vielfalt an Materialien, die von den Pop-Art-Vertreterinnen eingesetzt wurde. So findet sich Plexiglas neben Holz, Leinwand neben Plastik und Film neben den genähten Figurenarrangements aus Stoff von Jann Haworth.
Zugleich zeigt man im Bestreben, eine Revision des Kanons zu erreichen, auch die Arbeiten von Sister Corita. Die Nonne, deren Werk "Power up" für den Titel der gesamten Schau Pate stand, verbindet moralische Botschaften mit grellbunter Pop-Art-Ästhetik - eine Gestaltung, die sich bis heute in der Kalligraphie moderner Schriftzüge aus dem kirchlichen Bereich wiederfindet.
Entspanntes Ambiente
"Insgesamt finde ich, dass die Frauen vielleicht etwas weniger der Verführung und Sprache der Konsumwelt erlegen sind als viele ihrer männlichen Kollegen", versuchte sich Kunsthallendirektor Gerald Matt an der Suche nach der Gemeinsamkeit. Dabei präsentiert sich die gesamte Ausstellung im entspannten Ambiente einer Piazza, auf der grellbunte Sitzwürfel sowie Litfaßsäulen mit den Biografien der Künstlerinnen arrangiert sind.
Gerahmt wird die Halle von eigenen "Schaukästen" - kleineren Kobeln, in denen sich die Werke mehrerer Vertreterinnen gegenüberstehen. Einziges, etwas verwirrendes Manko am Präsentationskonzept scheint das Bestreben, die Kunstwerke an der Wand meist sich selbst zu überlassen und die Beschriftungen in gesammelter Form in der Ecke zu verstecken.
Text: APA; Audio: ORF
Service
"Power up - Female Pop Art" von 5. November 2010 bis 20. Februar 2011, tgl. 10:00 bis 19:00 Uhr, donnerstags 10:00 bis 21:00 Uhr, Kunsthalle Wien,
Ö1 club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Kunsthalle Wien