Schweizer Gelder auf deutschen Konten

Steuerflucht in Gegenrichtung

Immer mehr Schweizer Staatsbürger haben Konten in deutschen Banken entlang der Grenze. Ihr Vermögen wird in Deutschland nicht besteuert. Die schweizerische Volkspartei fordert jetzt, dass Berlin Steuern bei Schweizer Bankkunden eintreibt und nach Bern überweist.

Morgenjournal, 10.11.2010

"Grüezi wohl" in deutscher Bank

Die Internetseiten der deutschen Sparkassen in Schweizer Grenznähe machen eines deutlich: Eidgenössische Kunden werden mit offenen Armen empfangen. So buhlt etwa die Volksbank Hochrhein mit einem freundlichen "Grüezi wohl" um die Aufmerksamkeit helvetischer Anleger und bietet einen kostengünstigen "Fränkli-Transfer" aufs deutsche Bankkonto. Nicht ohne Erfolg: Bei der Volksbank Hochrhein stammen rund zehn Prozent der Kundengelder von Schweizer Anlegern.

Praktische uns spekulative Gründe

Einen noch größeren Anteil verzeichnet die Sparkasse Hochrhein: Dort liegen 25 Prozent der Spargelder auf Konten von Schweizern, sagt Direktor Bernhard Beringer. Das seien Sparkonten, aber auch Konten von Firmen, die darüber ihren Zahlungsverkehr im Euroraum abwickeln. Dazu kommt, dass zurzeit für den starken Franken besonders viele Euro gekauft werden können.

180 Milliarden Franken in EU-Ländern?

Und noch etwas dürfte Bankkonten in Deutschland attraktiv machen: das Steueramt daheim in der Schweiz erfährt nichts davon. Wie viel dem Schweizer Fiskus durch Steuersünder im Ausland durch die Lappen geht, ist unklar. Der Finanzexperte und Nationalratsabgeordnete der Schweizerischen Volkspartei, Hans Kaufmann, schätzt, dass Privatkunden und Treuhänder aus der Schweiz rund 180 Milliarden Franken in EU-Ländern angelegt haben.

"Die sollen die gleiche Arbeit haben"

Kaufmann fordert nun, dass die betroffenen Staaten auf die Kapitalerträgen der Schweizer Bankkunden Steuern erheben und nach Bern überweisen. Der Grund: Die Schweiz will dies aufgrund des internationalen Drucks auf das Bankgeheimnis auch tun. Mit Deutschland und Großbritannien gibt es bereits entsprechende Absichtserklärungen. Gleiches Recht für alle, sagt SVP-Nationalratsabgeordneter Hans Kaufmann. "Das Ausland soll auch sehen was es bedeutet, wenn man für einen Drittstaat Steuern eintreiben muss, welche Hindernisse und Schikanen da auftreten. Die sollen nur die gleiche Arbeit haben wie wir."

Keine "Jagd" geplant

Doch das Schweizer Finanzministerium will gar keine Jagd auf heimische Steuersünder mit ausländischen Konten eröffnen. Anders als in anderen Ländern vertraue in der Schweiz der Staat dem Bürger, sagt Mario Tuor vom Staatssekretariat für internationale Finanzfragen.