Botschafter kritisiert Gastland
Undiplomatische Ansagen
Botschafter Kadri Ecved Tezcan spricht in dem "Presse"-Interview undiplomatisch offen über die Probleme im Zusammenhang mit der Integrationspolitik.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.10.2010
Kritik an Fekter
Integration sei ein kulturelles und soziales Problem, doch die Österreicher interessierten sich nur im Urlaub für andere Kulturen. Immer wieder interveniere das Innenministerium in den Integrationsprozess hinein, zuständig sein solle aber das Sozial- oder das Familienministerium. Bei Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) vermisst Tezcan eine liberale und offene Geisteshaltung. Doch der türkische Botschafter übt auch Kritik an der SPÖ. Er habe noch nie eine solche sozialdemokratische Partei gesehen, wie die österreichische. Denn normalerweise verteidigten Sozialdemokraten die Rechte von Menschen, meint Botschafter Tezcan.
Empfehlung an Auslandsorganisationen
Wenn Österreich keine Ausländer wolle, dann solle Österreich diese fortjagen. Wenn er Generalsekretär der UNO, der OSZE oder der OPEC wäre, würde er nicht hier bleiben, sagt der türkische Botschafter wörtlich. In Sachen Kopftuch meint Tezcan, es stehe jedem frei, was er auf dem Kopf trage, wenn es hier die Freiheit gebe, nackt zu baden, dann solle es auch die Freiheit geben, Kopftücher zu tragen. Tezcan bestreitet aber, dass zu wenig türkische Frauen arbeiten gingen: Hausfrau sein sei auch ein Job, meint der Diplomat.
Lehrer aus der Türkei
Kritik übt Tezcan aber auch an seinen Landsleuten. Sie müssten unbedingt Deutsch lernen und die Regeln einhalten. Botschafter Tezcan spricht sich auch dafür aus, Lehrer aus der Türkei zu holen, um hier die Kinder in Türkisch zu unterrichten.