Unis schlucken unabhängige Institute

"Strukturbereinigung" in der Forschung

Ein Aufschrei ging letzte Woche durch die heimische Forschungslandschaft: Das Wissenschaftsministerium kündigte an, außeruniversitären Forschungseinrichtungen den Geldhahn abzudrehen. Jetzt präsentierte Wissenschaftsministerin Beatrix Karl einen Plan, wie diese trotzdem überleben können: Die Universitäten sollen einspringen.

Mittagsjournal, 16.11.2010

Basisförderung gestrichen

50 Institute aus allen Feldern, von Politik und Arbeitswelt über künstliche Intelligenz - bis hin zum Erwin-Schrödinger-Institut stehen Kopf. Ihnen soll die Basissubvention gestrichen werden, mit der sie seit Jahrzehnten ihre Grundkosten abdecken, um dann - so argumentiert die neue Notwehrplattform Wissenschaft Österreich - üppige EU-Fördergelder zurückzuholen. Doch ums Einsparen geht es dabei nur in zweiter Linie, sagt Wissenschaftsministerin Beatrix Karl. Es gehe dabei vielmehr um eine sinnvolle Strukturreform.

Geld gegen Uni-Anbindung?

Ein totales Nullbudget wird es trotzdem nicht. Damit die betroffenen Institute durch den urplötzlichen Finanzierungsstopp nicht in ein schwarzes Loch fallen, will das Wissenschaftsministerium akut fehlende Gelder bei bereits genehmigten EU-Projekten zuschießen, speziell für Geistes-Kultur- und Sozialwissenschaften.

Wie viel das sein wird, will Ministerin Karl noch nicht sagen: "Wir wissen ja noch nicht, wie viele Einrichtungen unser Angebot annehmen, sich an Universitäten anbinden zu wollen und dafür einen finanziellen Anreiz in Anspruch zu nehmen."

Wenige große statt vieler kleiner

Bei der Integration der bislang Freien in die Universitäten bekommt Karl Schützenhilfe vom Vize-Vorsitzenden des Forschungsrates und Rektor der TU, Peter Skalicky. Er hält nichts von einer unübersichtlichen Zersplitterung, wo viele Institute kleine Basisförderungen bekommen. Daher sei diese "Strukturbereinigung" aus Sicht der Universitäten zu begrüßen. Denn, so Skalicky: "eine gute Forschungslandschaft ist eine, wo es wenige, verlässlich etatisierte, stabile Einrichtungen gibt, denen man auf die Finger schauen muss, denn schließlich sind das ja öffentliche Mittel."

Privatforschung ohne Staatsgelder

So sollen am Ende dieses Prozesses neben den Unis, der Forschungsförderungsgesellschaft und der Akademie der Wissenschaften wohl nur mehr die Boltzmann-Institute und das Exzellenzzentrum IST Austria in Klosterneuburg übrigbleiben. Wer darüber hinaus ein Forschungsinstitut betreiben will, muss künftig wohl ohne staatliche Mittel auskommen.