Ballett-Premiere an der Wiener Volksoper

"Marie Antoinette" von Patrick de Bana

Zum zweiten Mal präsentiert sich das Staatsballett - so der neue Titel der Kompanie von Volks und Staatsoper - in dieser Saison mit einer Premiere. Diesmal an der Wiener Volksoper. Marie Antoinette, die unglückliche, von den Franzosen viel gehasste Tochter Kaiserin Maria Theresias steht im Zentrum der Uraufführung des gleichnamigen Balletts von Patrick de Bana.

Kultur aktuell, 19.11.2010

Die "barocke Paris Hilton"

Sie galt als verschwendungssüchtig und arrogant; bis heute wird ihr fälschlicherweise der Satz "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen" zugeschrieben. Marie Antoinette, mit König Ludwig XVI. verheiratet, wurde in Frankreich gehasst und 1793 hingerichtet.

Über ihr Leben gibt es zahlreiche Theaterstücke, Romane und Filme - als Ballett ist es eine Uraufführung. Vielleicht auch eine Form der Reputation des deutsch-nigerianischen Choreographen Patrick de Bana, der das verzerrte Bild wieder gerade rücken will.

"Wir können niemanden dafür schuldig sprechen, dass er in so hohen Kreisen geboren ist, und dass jemand so erzogen ist", meint de Bana. "Marie Antoinette ist wie eine barocke Paris Hlton, das heißt: Paris Hilton wie Marie Antoinette sind in sehr hohen Kreisen geboren, haben keine Sorgen, sind dazu erzogen worden, fast verschwenderisch zu sein", deshalb sei Marie Antoinette in seinen Augen Opfer, so Bana.

Das "Anders sein"

Dementsprechend vielschichtig will Patrick de Bana auch seine Marie Antoinette gezeichnet wissen. Sie war das 15. Kind der Kaiserin Maria Theresia, eine begabte Tänzerin, die vom berühmtesten Ballettmeister ihrer Zeit unterrichtet wurde und überhaupt sehr kunstbegeistert gewesen sein soll. Dementsprechend geht es in de Banas Choreographie auch ums "Anders sein" und die daraus resultierende Verfolgung.

"Wenn jemand andere Ideale, eine andere Sicht hat, muss er entweder sterben oder zerstört werden", meint de Bana, weil die Gesellschaft mit allem, was anders ist, Probleme hat.

Schicksal und Schatten

Zur Musik von Mozart, Vivaldi, Bach, Rameau und Cobo tanzt Marie Antoinette in den Tod - immer wieder unterbrochen von zwei zeitlosen Figuren: Schicksal und Schatten, womit auch zeitgenössisches Bewegungstheater Einzug in die klassisch gehaltene Choreographie hält.

Als Antoinette und Ludwig sind Olga Esina und Roman Lazik zu sehen. Die Uraufführung von "Marie Antoinette" geht am 20. November 2010 um 19:00 über die Bühne der Wiener Volksoper.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Patrick de Bana, "Marie Antoinette", ab 20. November 2010, Volksoper Wien,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Volksoper Wien
Patrick de Bana