Ausstellung im Projektraum Vote

Fotokunst aus Israel und Palästina

Ein Fotokünstler aus Israel und eine Fotokünstlerin aus dem Gazastreifen stellen zurzeit gemeinsam in Wien aus. Yuval Tebol und Eman Mohammed zeigen ihre höchst engagierte Zusammenarbeit in dem privaten Projektraum Vote im 6. Bezirk.

Kultur aktuell, 23.11.2010

Besonders bewegend sind die Bilder aus dem Gaza-Streifen: Man sieht da etwa eine ganze Familie, die sich in den eingestürzten Mauern eines zerbombten Hauses häuslich eingerichtet hat. Dazwischen flattert die Wäsche im Wind. Auf einem anderen Foto schaut ein Kind fröhlich aus seinem Fenster - das Haus rundherum ist trostlos und schäbig.

Eman Mohammed, Anfang zwanzig, hat mit solchen Fotos internationales Aufsehen erregt. Sie wurden im "Guardian" und der "Washington Post" veröffentlicht, mit Local Testimony Awards ausgezeichnet oder man nominierte die junge Freelancerin für die Joop Swart Materclass beim World Press Photo 2009. Für den Isreali Yuval Tebol, der wie die junge Künstlerin aus Gaza mit Hilfe architektonischer Abbildungen politische Statements abgibt, ist das ein israelisch-palästinensisches Friedensprojekt.

"Wir müssen offen sein und miteinander reden. Was stört dich? Was stört mich? Statt einander zu provozieren! Wenn in der Westbank gebaut wird, ist das nichts anderes als eine Provokation. Also hören wir auf damit! Der Grund, warum das alles so langsam weiter geht: weil Politiker beteiligt sind", so Yuval Tebol.

Keine Ausreise aus Gaza

Die Menschen an sich hätten früher jahrelang friedlich zusammengelebt - wie etwa in Jaffa, wo er aufgewachsen ist. Jetzt allerdings konnte er zwar nach Wien zur Ausstellungseröffnung kommen, seine Kollegin aus Gaza konnte aber nicht ausreisen.

Die ganze Kommunikation und der Bilderaustausch habe übers Internet funktioniert: "Ich wurde in Jaffa geboren. Das ist eine ursprünglich arabische und jetzt auch israelische Stadt. Ich habe viele arabische Freunde, Ich glaube fest, dass wir einander respektieren und miteinander reden müssen, um einer besseren Zukunft eine Chance zu geben."

Momentan ist Yuval Tebol beunruhigt, denn er hat seit sechs Monaten keine Nachricht mehr von seiner Künstlerkollegin aus Gaza erhalten. Er fürchtet, dass sie unter Druck gesetzt wurde, da es für eine junge Frau im Gaza-Streifen absolut unüblich sei, in voller Verschleierung fotografisch zu arbeiten. Er lobt die Tapferkeit der Kollegin, die bisher trotzdem nicht aufgegeben hat.

Grundübel des Konflikts

Auf die Frage, was er für das Grundübel im Israel-Palästina-Konflikt halte, antwortet Tebol: die Religion. Auf die Frage, ob er selbst nicht religiös sei, sagt er nein - er sei in erster Linie ein menschliches Wesen.

Irgendwann habe er sicher jüdische Vorfahren gehabt, aber für ihn sei das Thema nicht so wichtig. Tebol verweist auf ein früheres Fotoprojekt, in dem er den Zusammenhang zwischen Glauben und Territorialansprüchen aufgezeigt hat, die dann natürlich in Konflikte mündeten.