Suche nach drei Millionen Euro
Affäre Hypo: Kulterer droht neue Anzeige
Der ehemalige Hypo Chef Wolfgang Kulterer tritt erstmals nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft vor die Presse. Gleichzeitig muss er mit einer weiteren Anzeige wegen des Verdachts der Untreue rechnen. Es geht diesmal um drei Millionen Euro, die Kulterer 2005 in einem Geldkoffer übernommen haben soll und die seither verschwunden sind.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 26.11.2010
Gerüchte über Geldtransfers
Geldtransfers nach Liechtenstein, Barabhebungen in Millionenhöhe und Geldtransporte im Geldkoffer, haben in der Kärntner Hypo-Bankenaffäre zumindest Gerüchteweise immer wieder eine Rolle gespielt. Nun könnten der Staatsanwaltschaft erstmals Beweise für eine derartige Transaktion vorliegen.
Drei Millionen ausgezahlt in Liechtenstein
Als Mann mit dem Geldkoffer soll Bankchef Wolfgang Kulterer persönlich fungiert haben. Demnach wurden Ende Jänner 2005 etwas mehr als 3 Millionen Euro von der Klagenfurter Hypo-Alpe-Adria Bank International an die Hypo Tocherbank in Liechtenstein überwiesen. Mit dem Auftrag: "bar auszuzahlen an Herrn Dr. Wolfgang Kulterer". Unterschieben wurde diese Auszahlungsinstruktion von Hypo-Vorstand Günter Striedinger.
Die Auszahlung bei der Hypo-Bank im liechtensteinischen Schaan erfolgte nur wenige Tage später. Am 7. Februar 2005 wurde das Geld bar übergeben, wie in einer Abbuchungsbestätigung festgehalten ist. Die Empfangsbestätigung ist von Wolfgang Kulterer unterzeichnet.
Für unbekannten Kunden übernommen
Laut den Ermittlern wurden die drei Millionen Euro im Geldkoffer abtransportiert. Was mit dem Geld passiert ist, konnte bisher nicht befriedigend geklärt werden. Striedinger mag sich bei Befragungen der Justiz, an die Transaktion nicht erinnern. Kulterer soll bei seinen Einvernahmen angegeben haben, er hätte das Geld für einen Kunden übernommen, könne sich aber nicht mehr erinnern, wer der Auftraggeber war, heißt es in Ermittlerkreisen. Ein eher seltsames Kundenservice eines Bankchefs, finden die Ermittler.
Sie sehen vielmehr erstmals Beweise, dass Kulterer selbst Bargeld abgehoben hat, und nicht klarstellen kann, wofür. "Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass er die Millionen selbst behalten hat", sagt ein Ermittler. Deshalb wurde nun Anzeige wegen des Verdachtes der Untreue gegen Kulterer und Striedinger erstattet. Für Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger gilt natürlich die Unschuldsvermutung.