Über das Studieren im Ausland

Mobilität bringt Vorteile

Jedes Jahr nehmen rund 5.000 österreichische Studierende am Erasmus-Programm teil, das Studienaufenthalte und Praktika in ganz Europa vermittelt. Welche Überlegungen beeinflussen die Wahl des passenden Studienortes im Ausland?

Favorit Spanien

An den Infoständen der Auslandsstudienmesse an der Technischen Universität Wien herrscht reges Interesse. Mitar Pitzek vom International Office beantwortet seit Stunden die verschiedensten Fragen zum Thema Auslandssemester. Die Studierenden erkundigen sich nach Studienplänen und Anrechenbarkeiten, es geht nicht zuletzt darum, mit dem Auslandsaufenthalt keine wertvolle Studienzeit zu verlieren. Außerdem wünschen sie sich oft, ihre bereits vorhandenen Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern, was die Wahl eines Studienortes stark einschränkt.

Spanien ist der Spitzenreiter im österreichischen Erasmus-Programm. Weitere beliebte Destinationen sind Frankreich, Großbritannien und Italien, was wohl auch mit der Sprache des jeweiligen Gastlandes zu tun hat. Verhältnismäßig wenige wollen etwa in Ländern wie der Türkei, in Rumänien oder Lettland studieren. Mitar Pitzek vom International Office bemüht sich, den Studierenden auch die weniger gefragten Länder nahe zu legen, da gerade diese oft spannendere Erfahrungen bieten können als die herkömmlichen Wunschländer.

Strategische Ortswahl

Ein Auslandssemester macht sich im Lebenslauf generell gut, zeugt es doch von Lebenserfahrung und Horizonterweiterung. Wie wichtig ist es aber, auch den Studienort im Ausland nach strategischen Gesichtspunkten auszusuchen? Macht es zum Beispiel Sinn, nach Osteuropa zu gehen, um später bessere Chancen am österreichischen Arbeitsmarkt zu haben? Klaus Schedler, Experte für Bildungspolitik der Bundeswirtschaftskammer, sieht das etwas differenzierter:

"Unter wirtschaftspolitischen Aspekten sind mittel- und osteuropäische Länder natürlich interessant. Wenn es um die Qualität der Ausbildung geht, sollte man sich aber davon leiten lassen, wo tatsächlich in der Disziplin geforscht wird, in der ich mich spezialisieren möchte."

Anerkennung von Studieninhalten

Nicht selten verbringen Studierende auf Erasmus mehr Zeit mit der Pflege ihres Soziallebens als mit Prüfungsvorbereitungen. Der Studienerfolg kann auch dadurch eingeschränkt sein, dass Lehrveranstaltungen nicht angerechnet werden oder sich das englischsprachige Lehrangebot der Gastuni in Grenzen hält.

Einerseits bereichern die unterschiedlichen Lernkulturen an den Universitäten Europas den fachlichen Diskurs. Andererseits bedingen sie auch Schwierigkeiten, was die Anrechenbarkeit von Studien im internationalen Kontext angeht. Mit dem Bologna-Prozess sollen Europas Hochschulsysteme vereinheitlicht oder zumindest kompatibel gemacht werden. Hier gibt es noch Verbesserungsbedarf, sagt Klaus Schedler von der Bundeswirtschaftskammer:

"Mit der neuen Studienarchitektur ist der hochschulische Erstabschluss sehr gedrängt. Hier war immer die Befürchtung, dass die Mobilität darunter leiden würde. Da ist was dran. Es liegt aber nicht an der Verschulung des Systems, sondern eher daran, wie ein Auslandssemester vorbereitet wird. Die kooperierenden Hochschulen müssen dafür sorgen, dass ihre Curricula wechselseitig anerkannt werden."

Harmonisierung statt Gleichschaltung

Wenn ein bestimmtes Studienfach an verschiedenen Universitäten genau dieselben Inhalte bietet, macht ein Auslandssemester aus rein fachlicher Sicht aber wenig Sinn. Thomas A. Bauer, Erasmus-Koordinator am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaften der Uni Wien, warnt im Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess vor einer Gleichschaltung der europäischen Universitäten.

Anzustreben sei vielmehr eine Harmonisierung der Hochschulsysteme, die auf verschiedene Studienkulturen Rücksicht nimmt. Die "Diversity" der Lehre müsse sichergestellt bleiben, so Bauer, anstatt durch Verwaltungsdenken alles zu vereinheitlichen.

Service

Uni Wien - Sokrates/Erasmus-Mobilitätsstpendien
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