Verringerte Erwartungen

Cancun: Neuer Anlauf für Klimaschutz

Den Klimawandel auf ein Maß zu begrenzen, das uns zumindest von den allerschlimmsten Katastrophen verschont - darum geht es einmal mehr in den nächsten beiden Wochen: In Cancun in Mexiko haben sich Diplomaten und Politiker aus 194 Ländern zum jährlichen UNO-Weltklimagipfel versammelt.

Morgenjournal, 29.11.2010

Erwartungen reduziert

Es ist schon der 16. Klimagipfel, doch vom Ziel, den Treibhaus-Effekt mithilfe eines rechtlich verbindlichen internationalen Vertrags in den Griff zu bekommen, ist die Welt immer noch weit entfernt. Und nach dem Scheitern des Gipfels vom vorigen Jahr in Kopenhagen hat man nun auch die Erwartungen zurückgeschraubt. Nicht der angepeilte umfassende Vertrag, sondern maximal einzelne Abkommen über Detailpunkte, die vielleicht einmal in den großen Vertrag einfließen könnten - das ist es, was sich die Diplomaten für diesen Gipfel vorgenommen haben.

Kleine Schritte

"Eine der Lehren, die die Regierungen aus den Ereignissen letztes Jahr in Kopenhagen gezogen haben, ist, dass es unrealistisch ist, in einem Schritt zu einem solchen Abkommen zu kommen", sagt Christiana Figueres, die neue Chefin des UNO-Klima-Sekretariats. Statt dieses einen großen Schrittes soll es nun viele kleine geben, Einzelabkommen über enger umgrenzte Themenbereiche, die später dann vielleicht als Bausteine für das nach wie vor geplante große Abkommen dienen könnten.

Politische Gräben

Beim Waldschutz etwa, bei der finanziellen Hilfe für Entwicklungsländer, beim Technologietransfer hofft Figueres durchaus auf Fortschritte in Cancun, und muss doch zugeben, dass sich in einem ganz wichtigen Punkt nur wenig bewegt: "Ich unterschätze die politischen Gräben nicht, die noch überbrückt werden müssen, speziell bei der Reduktion der Emissionen", sagt Figueres.

"Globale Leadership" gefordert

"Real ist seit Kopenhagen nicht viel passiert", pflichtet Alexander Egit, Österreich-Chef der Umweltschutzorganisation Greenpeace, bei. Die beiden größten Emittenten von Treibhausgasen, China und die USA fordern weiter voneinander, dass der jeweils andere sich zuerst bewegen müsse. Gefordert sei nun aber "globale Leadership" von den großen Weltmächten. Nur dann, so Alexander Egit, kommen die festgefahrenen Verhandlungen wieder in Schwung.

"So geht das nicht"

Von der politischen Führungsrolle, so Egit, habe sich inzwischen aber auch die EU verabschiedet, ihre Emissionsreduktionsziele habe sie etwa nicht von 20 auf 30 Prozent aufgebessert, auch Österreich sei hier gegen die Aufstockung gewesen: "So geht das nicht", so Egit. Österreich könne sich nicht als eines der reichsten Länder aus der Verantwortung stehlen. Auch bei der Finanzhilfe für ärmere Länder und beim Waldschutz spiele Österreich eine unrühmliche Rolle, kritisiert der Greenpeace-Chef. "Österreich ist das Gegenteil eines Musterlandes, wenn es um Klimaschutz geht."

Ungewisse Dauer

Trotzdem, was das große internationale Klimaschutzabkommen betrifft, bleibt Egit vorsichtig optimistisch. Zwar nicht in Cancun, aber vielleicht in ein oder eineinhalb Jahren könnte es unterschriftsreif sein. UNO-Klimachefin Figueres ist da zurückhaltender. Wie lang es dauert, liegt ganz in den Händen der einzelnen Regierungen, sagt sie. Von Regierungen, die derzeit, so scheint es, Klimaschutz nicht zur obersten Priorität machen.

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