von Sabine Schönfeldt

Die Restlichen

Wir wissen alles über das Volk. Wir wissen wie es denkt, wie es tickt, wie es die Wirtschaftslage einschätzt, was es gern zum Frühstück isst und wen es am nächsten Sonntag wählen würde.

Die Aufgabe, dem Volk aufs Maul zu schauen, haben seit langem Meinungs- und Umfrageforschungsinstitute übernommen. Doch nicht immer kriegen die freundlichen Damen und Herren bei ihren Anrufen was sie wollen.

Mirjam Eichfeld, die komplizierte Heldin des Hörspiels von Sabine Schönfeldt, will die Wirtschaftslage partout nicht einschätzen. Sie will auch in keine der vorgegebenen Kategorien passen, die ihr Herr Reiser vom Meinungsforschungsinstitut Goll höflich aber bestimmt vorgibt. Dafür aber verstrickt sie den Anrufer in ein Netz privater Fragen.

... Ich werde Ihre letzte Frage nicht beantworten! ...

Nach und nach legt Herr Reiser seine unnahbar-professionelle Rolle ab. Längst ist die vorgegebene Interviewdauer überschritten. Brauchbare Auskünfte erhält er dennoch keine. Jene, die in kein vorgegebenes Schema passen, nennen die Forscher "Die Restlichen". Meinungsverweigerer, sozusagen, sozialwissenschaftliche Ausschussware. Aber, wer weiß, vielleicht wird aus der professionellen Nullnummer ein privates Rendezvous. Vielleicht sind ja auch Meinungsforscher gelegentlich einsam.

In der Regie von Kerstin Schütze verwickeln sich Sven Philip als Anrufer und Caroline Peters als widerspenstige Befragte in ein Beziehungsdrama per Telefon.