Es ist eine Sache der Intimität
Michael Heltau, Bühnenmensch
Österreich 1 bedeutet mir, informiert zu sein, immer gefordert zu sein, immer neugierig zu sein und Ö1 erspart mir das Fernsehen.
27. April 2017, 15:40
Ich höre zumeist, wenn ich koche, und ich höre im Auto. Ich höre nie nebenher. Ich würde nicht Radio hören, wenn ich ein Buch lese. Autofahren ist neben Kochen die einzige Tätigkeit, wo ich mir vorstellen kann, dass ich trotzdem 100 Prozent konzentriert Radio höre. CDs höre ich im Auto nur, wenn mich Ö1 im Stich lässt, wenn ich das Landesgebiet verlasse...
Ich höre immer das Journal und gezielt Diskussionen und, wenn es geht, Musiksendungen, die höre ich nach den jeweiligen Moderatoren. Ich möchte alles möglichst sachlich hören. Ich will zum Beispiel in der Musik selber etwas entdecken und nicht darauf hingewiesen werden, was ich schön zu empfinden habe.
Dieses Ö1 Hören - und ich glaub', so geht es bewusst oder unbewusst jedem, der Ö1 hört - das ist eine Sache der Intimität, mit wem man sich da einlässt. Die da und ich - das ist eine Intimität, die das Fernsehen nie und nimmer bieten kann.
Natürlich kommt die Qualität der Stimme dazu. Ich sage immer: Die Stimme ist ein Psychogramm. Deshalb ärgert mich Eitelkeit. Eitelkeit, die vor der Nachricht steht. Weil ich an der Eitelkeit hängen bleibe. Die Eitelkeit ist ja der größte Schaden. Es stimmt: Wenn man kein ausgeglichenes Selbstwertgefühl hat, dann geht man in unsere Berufe, weil man glaubt, man hat etwas, auf das die anderen neugierig sind. Das ist das schreckliche Dilemma, und es ist zugleich wahnsinnig wichtig, dass das am Anfang so ist, mit 17 oder 18, aber wenn es ab Mitte 20 immer noch so ist, dann ist das... Makulatur, dann ist das eine Peinlichkeit.
Ö1 ist beste österreichische Qualität und Identität, womit ich mich sehr identifiziere, wie mit der Sprache umgegangen wird und wie gedacht wird.