Dave Brubeck ist 90

Mister Take Five

Trotz wiederholter Herzbeschwerden lässt es sich Brubeck auch im hohen Alter und nach rund 70 Jahren Bühnenkarriere nicht nehmen, regelmäßig - wenn auch schon länger nicht mehr nach Europa - auf Konzerttourneen zu gehen. Erst letzte Woche hat er drei ausverkaufte Konzerte im New Yorker "Blue Note" gegeben.

Kultur aktuell, 06.12.2010

Ungerade Rhythmen und ein unverwechselbarer Umgang mit den Harmonien sind das Markenzeichen das gebürtigen Kaliforniers, der die Entwicklung des Jazz seit den späten 1950er Jahren maßgeblich mitgestaltet. So ebnete Dave Brubeck dieser Musikrichtung den Weg hinaus aus den verrauchten Kellerlokalen hinein in die großen Konzertsäle der Welt.

Dass der Altmeister des Westcoast-Cool immer wieder gerne in Österreich gastierte, hat sicher auch mit einem biografischen Detail zu tun: Wenn auch Darius Milhaud sein wichtigster Lehrmeister war, so hatte er zumindest ein prägendes Erlebnis mit einem großen Österreicher: Arnold Schönberg, bei dem immerhin eine Unterrichtsstunde hatte, wie er sagt.

Unregelmäßige Takte

Spätestens mit seinem großen Hit "Take Five" hat er sein enormes Talent als Komponist bewiesen. Wenn auch der Name seines Saxofonisten Paul Desmond, von dem die Melodie-Linie stammt, als Komponist eingetragen wurde, ohne Brubecks Experimentierfreude mit unregelmäßigen 5-, 6-, 7-, 9- oder gar 11-Viertel-Takten wäre die Jazzwelt wohl um einige wichtige Kompositionen ärmer.

1960 wurde sein Album "Time Out" als erste Modern-Jazz-Produktion mit einem goldenen Schallplattenpreis geehrt. Noch heute werden von diesem Album an die 60.000 Stück verkauft. Ebenfalls darauf: Brubecks zweiter ungerader Welthit "Blue Rondo".

Preise und Ehrentitel

Zum runden Geburtstag hat Sony Legacy vom Jubilar persönlich eine Doppel-CD zusammenstellen lassen. Und Concord hat für die Doppel-CD "The Definitive Dave Brubeck On Fantasy, Concord Jazz And Telarc" unter anderem einige frühe Aufnahmen von Brubeck aus den 1940er Jahren zu Tage gefördert. Leider im deutschsprachigen Fernsehen nicht zu sehen ist die TV-Doku "Dave Brubeck: In His Own Sweet Way" von Regisseur Bruce Ricker und Co-Produzenten Clint Eastwood. In Europa hat sie bislang nur BBC Four ausgestrahlt.

Allein in den letzten Monaten wurde der jetzt 90-jährige Dave Brubeck mit den wichtigsten Preisen und Ehrentiteln der USA überhäuft. Abgesehen vom bereits 8. Readers Poll des "Downbeat"-Magazines, wurde er unter anderem sowohl im Weißen Haus gefeiert als auch vom Kongress und dem Repräsentantenhaus geehrt. Und zwar sowohl für seine musikalischen Leistungen als auch für sein diplomatisches Engagement sozusagen als kultureller Botschafter. Doch auch ohne all diese Titel haben Brubecks eleganter Kammerjazz und seine zahllosen Ohrwürmer längst mehrere Generationen begeistert - auch abseits hartgesottener Jazzfans.

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