Gentleman und Legende

Dave Brubeck feierte 90. Geburtstag

Von der Library of Congress wurde er zur Living Legend erhoben, und das sagt schon viel über den Künstler Dave Brubeck. Er ist tatsächlich schon seit langem eine lebende Legende. Am 6. Dezember 2010 wurde Brubeck 90 Jahre alt.

Geboren wurde David Warren "Dave" Brubeck am 6. Dezember 1920 in Concord, Kalifornien. Aufgewachsen ist er auf einer Farm inmitten einer musikalischen Familie. In der Jazzfilmreihe von Burns erwähnte er, dass er sich als Bub gewünscht habe, dass das von ihm behütete Vieh den Bus des Benny Goodman Orchesters aufhalten würde und er Goodman etwas vorspielen könnte.

Seine Mutter hatte in England Klavier studiert und unterrichtete ihren Sohn, nicht nur Klavier, sondern auch Chello. Der junge Brubeck war weniger am Notenlesen interessiert als daran, eine Formen und Melodien zu erschaffen.

Vorlesungen bei Schönberg

Brubeck studierte zunächst Veterinärmedizin und wechselte 1941 zur Musik. Als einer seiner Hochschullehrer entdeckte, dass er keine Noten lesen konnte, wäre er beinahe von der Schule geflogen. 1943 wurde er in die Armee einberufen, konnte aber vorher noch Vorlesungen bei Arnold Schönberg in Kalifornien besuchen.

Während der Ardennenschlacht diente er in Pattons Dritter Armee und spielte regelmäßig mit einer eigenen Band. Zurück in den USA studierte er bei Darius Milhaud, der Brubeck dazu animierte, sich nicht nur mit klassischer Musik zu befassen. Brubeck widmete sich ab da wieder vermehrt dem Jazz.

Frühe Auszeichnungen

Was danach kam, ist Geschichte. Noch als Student bildete Brubeck ein Oktett; mit dabei waren unter anderem der Vibraphonist Cal Tjader und der Saxophonist Paul Desmond. Mit Tjader und dem Bassisten Ron Crotty bildete er ein Trio, das auf Anhieb den Down Beat Award und den Metronome Award als beste instrumentale Band erhielt.

Ab 1951 bestand dann das berühmte Quartett mit Paul Desmond. Bass spielte damals Bob Bates und am Schlagzeug saß Joe Dodge. 1956 löste Joe Morello Dodge ab und zwei Jahre später ersetzte Gene Wright Bob Bates.

Weltruhm mit dem Dave Brubeck Quartett

Das Dave Brubeck Quartett erlangte zu Weltruhm. Neben seiner Tätigkeit im Quartett komponierte Brubeck eine Messe, Choralmusik und Musik fürs Ballett. 1959 führte er den Dialog für Jazz Combo und Symphonie seines Bruders Howard mit Leonard Bernstein und dem New York Philharmonic Orchestra auf.

Konzerte gab Dave Brubeck in aller Welt. Erfolge feierte bei den Berliner Jazztagen ebenso wie im Weißen Haus.

Vorliebe für ungewöhnliche Taktarten

Brubeck hatte früh eine Vorliebe für ungewöhnliche Taktarten entwickelt. Sein Hit Take Five, komponiert von Paul Desmond für das Brubeck Quartett, ist im 5/4-Takt. Brubecks ebenso berühmter Titel "Blue Rondo à la Turk" ist im 9/8-Takt und sein "Pick Up Sticks" im 6/4-Takt.

Viele Musikfreunde halten Brubeck für einen klassischen Musiker, der auch Jazz spielt. Das ist falsch. Brubeck ist ein Jazzmusiker durch und durch, klingt aber oft klassisch. Mit seiner Musik hat er neue Publikumsschichten gewonnen, vor allem Musikfreunde, die sich sonst eher der Klassik zugetan fühlten. Brubeck gab jährlich über 80 Konzerte weltweit, Jahr für Jahr. Er wurde überaus populär und gewann vor allem intellektuelles Publikum.

"Time"-Titelseite

Die Zahl der Auszeichnungen, die er erhielt, füllen Seiten. Nach Louis Armstrong war Brubeck der zweite Jazzmusiker, dessen Foto auf der Titelseite des Magazins "Time" prangte. Er gewann einen Ehren-Grammy für sein Lebenswerk, der seinerzeitige US-Präsident Bill Clinton zeichnete ihn mit der National Medal of Arts aus.

Die Stadt Duisburg verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. Von den Lesern des Magazins "Down Beat" wurde er in die Hall of Fame gewählt. Mit der Gründung des Brubeck Institute ehrt die University of the Pacific den Namensgeber. Im Vorjahr wurde ihm von Präsident Barack Obama der Preis des Kennedy Centers in Washington überreicht.

Ohne Dave Brubeck würde die Jazzgeschichte ärmer sein. Sein Beitrag ist mannigfaltig. Musikalisch ebenso wie gesellschaftlich. Eine Legende eben.

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